Das Unfehlbarkeitsdogma,
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Oberherrn ulti^ ninntss auch Nnder seinen Willen hineingetriebeiliverden konnte. Darin sah der katholische und im katholischen Bayern ausgewachsene Hohenlohe scharfer als der ostekbische Bismarck,ivenn er als bayrischer Ministerpräsident schon im April 1869 aufdie hochpolitische Natur dieser Aktiou und ans die daher drohendenGefahren hinwies. Allein nicht bloß von außen her kamen Be-denken und kam Opposition: auch in den Kreisen deS gebildetenKatholizismus erregte die Knnde von dem römisch-jesuitischen Plan,durch ein vatikanisches Konzil den Papst sür unfehlbar erklärenzu lassen, die schwersteu Bedenken. Die Bischöse, die das Dogmagutheißen sollteu, begaben sich ja damit für alle Zeiten ihrer Selb-ständigkeit nnd ihres Einflusses ans die Kirche und ihre Lehre zugnnsten des einen absoluten Papstes. Ganz besonders aber nahmenkatholische Gelehrte daran Anstoß, daß diese Lehre weder aus derSchrift noch aus der älteren Tradition zu begründen sei und mitbestimmten Thatsachen der Kirchen- und Dogmengeschichtc nicht imEinklang stehe. Und endlich sahen gerade die klügeren Kircheu-sürsten, auch wenn sie sachlich gegen das Dogma nichts ein-zuwenden hatten, schweren Herzens die Berwickelungeu voraus, iudie durch seine Verkündigung die Kirche mir dem Staat und mitder gauzen modernen Bildnng geraten mnßte.
Namentlich war es auch diesmal wieder der deutsche Geist, derdagegen reagierte und sich anslehnte. So wies der Bischof Hefelevon Rottenburg in einer gelehrten Schrift „(?au8k Honorii i?apas"nach, daß der Papst Houorius I. ex oat^sära eine ketzerische Formdes Dogmas vom Gottmeuscheu uud seinem Willen verkündigt, diesechste ökumenische Synode darauf über den toten Papst als Ketzerdas Anathema ausgesprochen hat und daß seine Verurteilung vonseinen Nachfolgern anerkannt und von späteren Synoden wiederholtworden ist; woraus sich von selbst ergab, daß ein Papst auchHäretisches lehren, also nicht unfehlbar sein kann. Selbst derstreitbare Bischof Ketteler von Mainz , der das neue Dogma freilichnur für gefährlich und inopportun hielt, that noch in letzter Stundevor Pins IX. einen Fußfall und beschwor ihn im Namen dermeisten deutschen Bischöfe, auf die Verkündigung desselben zu ver-zichten. Und ebenso bemühten sich katholische Gelehrte, vor allem