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Nach 1871: äs siedet
Weltstellung nach außen, unsere vielen gesetzgeberischen Ausgabenzum iunereu Ausbau des ueuen Reichs und vor allein auch dasallgemeine Stimmrecht, das doch zugleich auch eiue Pflicht in sichschließt und nach dieser Richtung hin erzieherisch gewirkt hat undwirkt, haben das Volk der Träumer und Denker politisch werdenlassen. Da macht nun zunächst ein äußeres Ereignis einen Ein-schnitt. Am 9. März 1888 ist Kaiser Wilhelm I. gestorben, sast91 Jahre alt, der Nestor der europäischen Regenten, allverehrt vonMillionen seines Volkes. Seiue lange Regierung hatte dem Reichden Charakter der Einheitlichkeit und Stetigkeit ausgedrückt, seiueehrwürdige Persönlichkeit die Monarchie zu etwas Selbstverständ-lichem gemacht, dem man nicht nur mit dem Kops, sondern anchmit dem Herzen zugethan war. Daß das Reich sich so rasch ein-gelebt hat im Volk und der Partiknlarismus sich verhältnismäßigleicht hat überwinden lassen, verdankt man neben BismarcksMäßigung und Bismarcks Persönlichkeit vor allem auch derVerkörperung des ReichSgedaukeu in der Gestalt unseres erstenKaisers. Aber ganz abgesehen von den Kämpfen um das Socialisten-gesetz, die doch anch viel Verbitterung und Unzufriedenheit in dasletzte Jahrzehnt seiner Negierung hineintrugen, es war das Regimenteines alten Mannes, der mit Einrichtungen und Persoueu uichtmehr gerne wechselte und fremden Einflüssen, vor allein dem Bis-marcks ohne viel eigene Initiative sich unterordnete; das Wort vom„Majordomus" konnte aufkommen, das zwar nicht mehr Wahr-heit, aber doch mehr Grund hatte als das vom „Handlanger".Doch auch Bismarck gehörte der alten Generation an, die Weltwurde damals regiert von Männern zwischen 70 und 90 Jahrcu.Darnm konnte doch alles, was jung war und sich jung fühlte,über die Gegenwart hinaus auch schon an die Zukunft deuten undmit der Znkunft rechnen. Daß das nicht mit mehr Ungeduld ge-schah uud uicht energischer vorwärts drängte nnd trieb, bewirktewiederum des Kaisers ehrwürdige Gestalt neben Bismarcks allesüberschattender Größe. Mit mehr Rücksicht hat uie eiu VolkWünsche, auch berechtigte Wünsche, zurückgestellt, solange sein Fürstlebte; das dürfen die Fürsten , vor allem die aus dem Hohen-zollernhause, dem Volke dankbar nicht vergessen. Eben deswegen