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Nach 1371: „Nn äs sivels".
Sudermann.
Das alles müssen wir nun aber auch illustrieren, und dazuwähle ich die beiden, welche unter dieser jüngeren Generation dochohne Zweifel am meisten hervorragen, wenn wir von den Lyrikernabsehen, Sudermann und Hauptmann. Bei Sudcrmann denkt mangewöhnlich zuerst an den Dramatiker, deun durch ein Drama, seine„Ehre", ist er znerst bekannt geworden, und ein Drama, sein„Johannes" machte znletzt noch viel von ihm reden. Und dochliegt seine Starke im Roman. Auch was er dramatisch gestaltet,ist erst episch vorbereitet und festgelegt, und darum gelingt ihm dieExposition, dieser epischste Bestandteil des Dramas, immer ambesten.
In seinen Romanen ist Sndermann ganz modern: derEinzelne steht hier durchaus im Vordergrund, seine Geschichte wirderzählt uud das Milieu ist uur um seinetwillen da, so trefflich erauch Land und Lente, Natur und Sitte seiner ostpreußischen Heimatzu schildern vermag: nicht diese Schilderung, sondern die Psychologiedes Helden ist die Hauptsache. In einem freilich war PaulMeyhöfer, der Held seines ersten Romans, nicht modern: er ist einHeld im Leiden, Tragen, Dulden, Helfen, der Kampf mit „FranSorge" ist kein stolzer und heroischer, die Pflichterfüllung imKleinen und Kleinsten bringt wenig Ehre, auch vergiebt man sichdabei viel und verliert die Würde nnd das Selbstbewußtsein. Daß esim Leben meistens viel schwerer ist, passiver Held zu sein und jenenMut der Wahrheit zu beweisen, der innerlich frei macht, das willunserer Zeit mit ihrer Schuldigkeit und ihrer Offiziersehre nichteinleuchten; und darum sind die mehr als vierzig Auslagen diesesRomans doch ein Beweis wirklicher künstlerischer Kraft, die anchWiderstrebende überwindet. Diese Kraft liegt hier nicht zum wenigstenin der Sndermann sonst ganz fremden Gemüts- und Herzenswürme,mit eigenem innerstem Anteil schildert er Selbsterlebtes, deswegenist die Schilderung so wahr und so echt.
Das wird nun rasch anders beim „Katzensteg". Hier ist esein starker, trotziger Held, der es mit dem Haß und der Ver-achtung einer ganzen Welt aufnimmt; und neben ihn tritt die