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Nach 187L: „5in äs sivels".

wir heute die Fortgeschrittenen, so ist der Vorwurf vielmehr der,Sudermann sei in der „Ehre" nicht Naturalist genug, er habe vonden Bestandstiicken der alten vornaturalistischen Theatermache nochviel zu viel beibehalten, er sei ein Dichter des Kompromisses.Daran ist etwas Wahres. Der Graf Trast ist der gefällige cleu«ex macnillg, der alten französischen Bühne, der immer da eingreift,wo die Sache schwierig wird oder die These zum Wort kommensoll: das ist nicht naturalistisch, es ist eine geschickt gemachte Theater-sigur. Und auch die Schilderung der beiden Hauptpersonen, desSohnes aus dem Hinterhaus nnd der Tochter ans dem Vorderhausist ein bißchen sehr ^ Is, Kotzebue und Birch-Pseisfer geraten —viel wortreicher Idealismus und tugendhaft rührsamer Edelmnt.So haben wir in der That zwei Elemente in dem Stück — einausgesprochen realistisches und ein konventionell idealistisches, unddurch die verblüffend geschickte Vereinigung beider wußte Sudermannbeide Parteien zu befriedigen. Die Stärke des Stückes liegt aberfraglos in den neuen, nicht in den verbrauchten nnd veraltetenMotiven.

In der „Heimat" stoßt dieses Alte mit dem Neuen innerhalbdes Stückes selbst zusammen — der Vater mit seinen starren An-schauungen von Respektabilitüt und väterlicher Autorität, von Familien-geist und enggebuudenem Franenlos; und auf der anderen Seite dieTochter, die als Vertreterin eines neuen Geistes unter der Frauen-welt mit freien Anschauungen in die alte Enge nnd Gebundenheitdes Elternhauses eintritt. Aber die Frauen des neuen Geisteswerden diese „freie Katze, die das Recht auf Liebe, wie wir siehaben können, und das Recht auf Glück, wie wir es verstehen",für sich in Anspruch uimmt, schwerlich als ihre Vorkämpferingelten lassen; und umgekehrt ist die alte Gesittung durch eine Kari-katur vertreten, wie auch die Schilderung des Milieus karikiert ist.

Durch und durch naturalistisch war dann „Sodoms Ende".Diese Schilderung der bis ins Mark verdorbenen großstädtischenGesellschaft zeugt vou eiuer völlig illusionsfreien Beobachtungsgabeund eiuer verblüffend kühnen Pleinairmalerei; daß es in Berlin ^solche Mäuner und solche Frauen und solche Verhältnisse giebt,darüber wollen auch wir in der Provinz uns keine Illusionen