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Dennoch bedentete Florian Geyer für den Dichter einen Miß-erfolg. Die Ursache desselben war klar, dem Stück fehlte der Mittel-punkt, die Hauptperson, nach der es doch genannt war; und daswar 1896 ein um so größerer Mißgriff, als damals in derLitteratur die socialistische Hochflut bereits abgelaufen war und dasindividualistische Zeitalter heraufgezogen kam: man erwartete einenÜbermenschen und bekam statt dessen die Masse, die Allznvielen zusehen: das mißfiel uameutlich iu Berlin . Ju deu „einsamenMenschen" war das anders gewesen, Johannes Vockerat war einsolcher einsamer Mensch, also ein Einzelner gewesen, und im „Kollege»Crampton" haben wir sogar einen genialen Menschen, an den manfreilich glaubeu muß und an dessen Sichausraffen am Ende mannicht glauben kann. Aber das Problem des einsamen und geuialeuMenschen zugleich behandelt Hanptmann doch erst in „der ver-sunkenen Glocke".
Was in mir ist,seit ich dort oben stand, will bergwnrts steigen,im Klaren überm Nebelmeere wandelnund Werke wirken aus der Kraft der Höhen!
Jung müßt ich werden, wo ich leben sollte.
Gesunde Kraft müßt' ich im Herzen fühlen,Mark in den Handen, Eisen in den Sehnen,zu neuem, unerhörtem Wurf und Werkdie tolle Siegerlust.
So spricht der geniale Mensch; der einsame aber, der zuviel gewollthat, fügt hinzu:
Ein Herz voll Ungeduldweiß, daß es harren muß und machtlos harren —und harrt mit Schmerzen auf den neuen Tag.Die Sonne, allen Purpur um sich hüllend,steigt in die Tiefen . . läßt uns hier allein,die wir des Lichts gewohnt, nun hilflos schauern —uns ganz verarmt der Nacht ergeben müssen:denn morgens Kön'ge — abends Bettler nur,sind Lumpen unsre Decke, wenn wir schlummern.
Was aber Heinrich schaffen will, ist eine Glocke, ein Glockenspiel
--aus edelstem Metall,
das ans sich selber klingend sich bewegt,
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