^
Einleitung.
den Persönlichkeiten vom zweiten Rang solche Namen zu treffenwie etwa Arnim und Brentano, Bettina und Rahcl, Hölderlin und Lenau , um nur ein paar ältere Namen zu nennen! Es istdoch wohl eine Freude, deu hingebenden Eifer zu sehen, mit demeine neue Zeitströmung oder ein mächtiges Beispiel etwa das „JungeDeutschland" oder die Jünger des Realismus erfüllt!
Und dann, was das Wichtigste ist: sie alle haben nicht um-sonst gestrebt. Jede Richtung, der es ernst mit der Sache war —jede Individualität, die den Mnt ihrer Eigenart besaß — jedeKraft, die sich tapfer gegen Anfechtungen behauptete, hat wirklichetwas erreicht. Jedesmal ward unser Horizont erweitert, ward unsein neues Stück Welt erobert. Geniale Phantasie und sorgfältigeBeobachtung, eindringender Fleiß und feiues Gefühl haben Schrittfür Schritt in langer gemeinschaftlicher Arbeit dem deutschen Volkdie ganze Welt der Wahrnehmungen und Ahnungen erst wieder er-schlossen. Und diesen Triumphzug haben wir hier zu verfolgen.Oft haben wir freilich auch zu berichten, wie fast jeder Fortschrittdurch Verluste erkauft wurde, wie mau oft geuug mühsam erstwieder einholen mußte, was man lange besessen hatte. Und manchStück Land blieb auch für immer verloren.
Der Zeit etwa von 1748, da Klopstocks „Messias" zu er-scheinen begann, bis 1797, dem großen „Balladenjahr", fiel diegrößere und schwerere Hälste dieser Arbeit zu. Es war so ziemlichalles erst wieder zu gewinnen, was der Dichtung Lebensluft undLicht ist. So tief, wie die deutsche Litteratur um 1700 stand, hatuiemals die Litteratur irgend eines Kulturvolkes gestanden, dasschon große Zeiten erlebt hatte. Der dreißigjährige Krieg, jenesentsetzlichste Nationalunglück, dessen Folgen wir eigentlich erst ebenjetzt ganz zu verwinden anfangen, hatte alle Tradition, alle Kultur,allen Sinn für höhere Kunst in unserem Paterland bis in dieWurzeln vernichtet. Aber die schreckliche Tiefe des Unglücks selbstrief doch erst noch echte Dichternaturen hervor, wie Andreas Gryphius und Friedrich Spee , zeitigte bedeutende Werke, wie Grimmels-hansens „Simplicissimus" und des Angelns Silesius „CherubinischenWandersmann". Dann aber brach in der furchtbaren Ermattungder nationalen Rekonvalescenz alle Kraft zusammen. Das politischeElend, die Dürftigkeit des Alltagslebens, der Druck theologischerund staatlicher Polizei ließen nichts mehr aufkommen als hie undda ein tief empfundenes geistliches Lied oder auch gerade aus dem