GrillparzerS Persönlichkeit.
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Hart ist er der tragischen Auffassung seiner Zeit entgegengetreten,die in dem Sieg der „Freiheit" über die „Notwendigkeit" die Auf-gabe des Trauerspiels sah. Ganz im Gegenteil! ruft er: die Not-wendigkeit soll siegeu. Das ist ihm das Erhebende, daß eine ewigdauernde Gesetzmäßigkeit über aller Willkür steht:
Ich sehe rings in weiter Schöpfung Kreisen
Und finde üb'rall weise Nötigung.
Der Tag erscheint, die Nacht, der Mond, die Sonne,
Der Regen tränkt dein Feld, der Hagel trifft's,
Du kannst es nützen, kannst dich sreucn, klagen,
Es ändern nicht. Was will das Menschenkind,
Daß es die Dinge richtet, die da sind?
Man hat seine politische Haltung inkonsequent gescholten; mitgrößtem Unrecht. Der Altösterreicher sah die Willkür des vor-märzlichen Regiments und forderte Reformen; die Revolution kam —er sah die Willkür der Massen und verlangte ihre Bändigung.Was in ihrer Bewegung groß und edel war, das übersah er frei-lich. Dieser Sehnsucht nach der übermächtigen Gewalt wird einPrometheus selbst fast zur komischen Figur: was will der Kuabe,der Disteln köpft, gegen Zeus ! würde er rufen. Jason mit allseinem welterobernden Stolz — was ist er am Ende? ein Bankrotteur!Ein frommer Priester, der alle Lüge haßt — was muß er schließ-lich eingestehen? er muß dem Lnstspielhelden das Recht der Lügeeinräumen! Gauz tugendhaft sein zu wollen, ist auch Überhebuug:wir sehen es an der Königin in der „Jüdin ", wie sie sich straft.Hinab, hinab! Die grauenvolle Kraft der Sinnlichkeit, der Leiden-schaft — so gut kannte er sie, so furchtbar war sie ihm, daß er,der geniale Dichter, gern geholfen Hütte, jeden Prometheus festz'u-schmieden. „Genial", „originell" — es sind ihm verhaßte Worte,nicht bloß wegen ihres romantischen Mißbranchs, sondern weil sieVerhöhnung der heiligen Tradition bedeuten. „Die Bräuche sollman üben, sie sind gut", sagt nicht bloß der kurzsichtige Priesterin „Hero"; nicht bloß der schlaffe Rudolf im „Bruderzwist " denktso; nein, die weisen Prophetinnen in „Libussa" selbst verkünden es:Ein Einz'gcs ist, was Meinungen verbindet:Die Ehrfurcht, die nicht auf Erweis sich gründet.Der Sohn gehorcht, gab sich der Vater kund,Den AuSsPruch heiligt ihm der heilge Mund.
Wahrt aber Grillparzer für die Naturen von überschäumenderLebenskraft eine geheime, mühsam bekämpfte Vorliebe, so sind die
Meyer, Litteratur. 5