Die Prediger.
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zwar auch ein Typus, doch von durchaus individuellem Gepräge.In seiner Freude an der Kraft des Durchbruches, in seinem Hin-drängen zu dem erschütternden Wort aber liegt die Verwandt-schaft mit all den Geistern seiner Epoche, mit Sealsfield undAnnette, mit Scherenberg und auch mit Heine: der starke Genußdes Moments tritt uns als Charakteristikum dieses Zeitraums ent-gegen, wie ihn in der Lebensaufsassnng König Friedrich Wilhelm IV. ,in der berauschenden Kampffreude Heinrich Leo , im Nachgenießenjedes Augenblicks der Weltgeschichte Leopold v. Ranke , in der dichte-rischen Technik all die Genannten verrieten.
Aber dies Leben im Moment ist eine persönliche Kunst, isteine Kunst für Persönlichkeiten. Zu lernen war sie nicht, und nurmit Gefahr nachzuahmen. Gerade das Beste von den Anregungendieses Jahrzehnts hat das „Junge Deutschland" nicht aufgenommen.Nur die Tendenz, nur die Behauptung der Persönlichkeit, nur dieLockerung der Form wirkte weiter. Und anch das war nicht gut,daß Heines Einfluß alle andern überwog. Von Annette v. Drostewäre eine Innigkeit, von Platen eine Geschlossenheit der Welt-anschauung, von Jmmermann ein nie ermüdendes Mngen zn lernengewesen. Bequemer war es, Heine die genialen Äußerlichkeiten ab-zugucken. Und so bedeutet das nächste Jahrzehnt in rein litterarischerHinsicht fast durchweg Verluste und Rückzüge.