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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
Entstehung
Seite
153
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Signatur der Zeit. IZg

PlatcnsAbassiden", JmmermannsEpigonen", BiernatzkisHallig "geben gern jeder Gelegenheit nach, umArien einzulegen", lyrischePartien einzufügen. JmmermannsMerlin " undAlexis", RaimundsVerschwender" und selbst GrillparzersSappho " haben die lyrischenElemente stärker ausgeprägt als andere Dramen der gleichen Autoren;und sogar Goethes posthume große Gabe, der zweite Teil desFaust ", scheint ihnen recht zu geben. Vor allem aber wird dieDidaktik lyrisch. Schefers Laienbrevier und Sallets Laienevan-gelium sind der Form nach, Rahels Briefe, die auf die Zeit sostark wirkten, auch ihrem Wesen nach lyrisch. Die Älteren unddie Neueren begegnen sich in der Begünstigung der Lyrik, weil siefreiere Formen besitzt, weil sie wechselnde Stimmungen erträgtund auch, weil sie weniger strenge Arbeit, zeitraubende Dispositionenund andere Fesseln für Titanen fordert. Erst nach 1840 kommtdann die unbedingte Herrschaft des Romans.

Aber diesem vielfach ungesunden, krampfhaften Wesen fehlt nichtdas Gegenwicht eines ernsteren Ringens. Neben Heinrich Stieglitz steht seine Gattin Charlotte mit ihrer bis zum Tod getreueu Sehn-sucht nach dem Großen. Überhaupt ist die Vorherrschaft der Fraubezeichnend. Bettina sichert sich mit einem Schlag Macht undEinfluß, und neben ihr wirken mächtig die PostHumen Veröffent-lichungen Rahels und jener Charlotte Stieglitz . In den Romanenund Romanversuchen der Zeit ist die emanzipierte Frau entschiedensteHeldin. In langem Neitkleid, die Cigarette im Mund, sprengt sieauf stolzem Roß, ein schmerzlich-blasiertes Lächeln um den Mund,durch die Romane von Gutzkow und Laube. Wir besitzen vondem Frauenideal der jungen Titanen ein vortreffliches Bild.Gutzkow beginnt seine berüchtigteWally" wie folgt:Auf weißemZelter sprengte im sonnengvlddurchwirkten Walde Wally, ein Bild,das die Schönheit Aphroditens übertraf, da sich bei ihm zn jedemklassischen Reize, der nur aus dem cyprischen Meeresschaume ge-flossen sein konnte, noch alle romantischen Zauber gesellten; ja selbstdie Draperie der modernsteu Zeit fehlte nicht; ein Vorzug, der sichweniger in der Schönheit selbst, als in ihrer Atmosphäre knnd zugeben Pflegt." Herweghs Frau stand ja auch wirklich in der ba-dischen Revolution tapfer an seiner Seite; Lenau ließ sich vonSophie Löwenthal regieren.

Dabei ist diese Zeit derherrschenden Frauen" die der ge-schmacklosesten Moden. Die gedrehten und gerollteu Lockeu, mit