178 1830—1840,
der großen, imposanten Landschaft. Sie muß ihm gemütlich nahekommen, muß ihm etwas sagen, das ihn personlich angeht. Erfaßt immer nur ein Stück heimischer Natnr auf uud schaut es,der berühmten Formel entsprechend, durch sein Temperament an:einen See im Mondlicht, ein Stück Heide, die Wurmlinger Kapelle.Er besingt wohl den Niagara, aber nur um eine geistreiche Be-trachtung anzuknüpfen — eine Stimmnng erweckt er ihm nicht wieder Teich daheim. Er blieb fremd uud eilte heim in die Armeseiner Freunde, die ihn mit Zärtlichkeit pflegten. Überall umklingenihn Glückwünsche und Huldigungen. Seine ferneren Veröffent-lichungen — insbesondere der „Savonarola " (1837) — erwecken wohlauch feindliche Kritiken, aber daneben warme Verteidigung, begeistertesLob. Er wird der Abgott der poetischem Jugend, Herweghs, derBetty Paoli . Und dennoch gräbt er sich immer tiefer ein in Melan-cholie. Seine Eitelkeit nahm alle Bewunderung freudig entgegen;tiefer drang es nicht, unbefriedigt blieb das Herz. Langsam nahtsich eine dann rasch sich steigernde Zerrüttung. Die Sorge um denUnterhalt der künftigen Ehe trägt ihren Teil: auch dies ersehnteLand war ihm ein Amerika , dessen Nähe dem Dichtergeist ver-hängnisvoll werden sollte. „Nur achtzehn Tage hatte er seineBraut gekannt. Alle, welche sie sahen, fanden sie voll Anmut undSanftheit." Welch ein Gegenstück bildete dazu er mit seiner furcht-baren Aufregung! Ein Nervenschlag lahmt (am 29. Sept. 1844)die linke Gesichtshälfte; bald darauf (10.—11. Okt.) tritt Tobsuchtein. Noch wechselt der Wahnsinn mit lichten Momenten. Baldhört das aus; er uennt sich mit kindlichem Lallen nur noch„Nims ": „der arme Nims ist sehr unglücklich". Am 22. Aug. 1850ist er nach drei Jahren völlig verdüsterten Scheinlebens gestorben.Währte die Qual nicht so lauge wie bei Hölderlin , so war sie da-für um so furchtbarer, wenn der wütige Kranke gefesselt werdenmußte; der Wärter band ihm beim Halten erst ein Tuch um dasHandgelenk, um den feinen Knochen nicht weh zu thun . . .
An diesem tieftraurigen Ausgang ist der Dichter sicher nichtganz schuldig, uicht gauz unschuldig. Eine Disposition mag indem übermäßig erregbaren Kinde schon gelegen haben, das inAngst und Not geboren und herangezogen ward. Körperliche Ur-sachen, wie das übermäßige Rauchen — „nie ohne eine Cigarreim Mund und einen Plan im Kops" — kamen hinzu. Aber dieHauptsache lag doch wohl in der Art, wie der Dichter seine