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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
Entstehung
Seite
245
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Lcopvld Schefer und K. I. Weber. 24S

ZschokkesStunden der Andacht". Bis zu Mirza-Schafft) istnicht wieder so billige Weisheit berühmt geworden. Dennoch stündees uns schlecht, des Buches nur zu spotten. Es ist oft trivial, aberes ist immer wahr. Eine nicht tiefe, aber glückliche Natur gab sichhier selbst, die wirklich durch alle Launen des Schicksals hindurchsich die sanfte Harmonie des Wohlwollens gegen Gott und dieWelt bewahrt hatte. Die Alten hätten ihn so gut zu denWeisen"gezählt wie die Erfinder der SprücheNichts zu viel!" undLobeden Tag nicht vor dem Abend!" Wir sind anspruchsvoller ge-worden; ob wir aber die Künste, die Kranken zu Pflegen, dieHungrigen zu speisen, die Bedrängten zu trösten, besser gelernt habenals der Dichter desLaienbreviers", das weiß ich nicht.

Uns Modernen ist aus jener Epoche vor allem noch eine Reihelitterarischer Gaben unschätzbar: jene Offenbarungen eigenartiger,tief angelegter weiblicher Naturen, die den Besten jener Zeit wurden,was Schefers Buch den Vielen ward. Das BuchCharlotte"zwar ist fast vergessen, und das BuchNahel" in ungerechte Ver-achtung gesunken, von der es sich wieder erheben wird; Bettinaaber, künstlerische Individualität zugleich und geniale Künstlerin,hat in demBriefwechsel Goethes mit einem Kinde" uns eine soreiche Welt hinterlassen, daß wenige Litteraturen Ähnliches auf-weisen können. Bescheiden, aber ewigen Dankes wert stellt sichneben ihre poetische Übergoldung Eckermann mit den schlichtenAufzeichnungen der Gespräche Goethes, und das unwirsche Auf-bäumen selbst eines Feuchtersleben gegen diestille Größe" Goetheshat die nachhaltige Wirkung dieses reinen Denkmals verstehenderEhrfurcht nicht hemmen können.

Freilich, auch diese Zeit führte Schutt mit sich wie jederGletscher beim Vorrücken. GutzkowsWally" und GrabbesNapo-leon" gehören ihr an, und ein Mann, der mit Goethe im selbenJahre starb, hinterließ ein posthumes Werk, das etwa so niedrigsteht wie der zweite Teil desFaust " hoch, das aber von denBildungsphilistern" lange Zeit ebenso behaglich genossen wurde wiejener angefeindet: Karl Julius Weber (17671832) ward mitseinemDemokritos oder hinterlassene Papiere eines lachenden Philo-sophen" (183235) der Kirchenvater und Papst für alle, die aus dergroßen Zeit Friedrichs und Voltaires nur das Negative geerbthatten, Religionsspötterei, flache Aufklürerei, Behagen an Cynismenaller Art, während die große Menschenliebe und die tapfere echte