534
1850-1860.
„Hussiten vor Naumburg" sein lustiges Studentenlied „Als dieRömer frech geworden". Direkte Parodie ist freilich gerade beidiesen Gedichten selten anzunehmen, während sie bei anderen maß-gebend war: die „Letzte Hose" parodiert das irische Volkslied vonder „Letzten Rose"; bekannte viel citierte Wendungen aus Herderoder Heine werden scherzhaft verwandt. Aber diese Einzel-anspielungen treten doch weit zurück hinter jenem Charaktereiner allgemeinen Jronisierung der Wissenschaft, die (wie GottsriedKeller im „Grünen Heinrich" sich gleich spöttisch ausdrückt) „wiegewöhnlich den bisher denkbar höchsten Stand soeben erstiegenhatte". Und von diesem Standpunkt aus wollen auch die „histo-rischeu Romane" und „historischen Novellen" in „Gaudeamus"betrachtet sein: das übermütige Lied „Am Grenzwall" bildet ge-wissermaßen ein Satyrspiel zu der (späteren) Tragödie „Hugideo",die Möuchslieder („Des Klosterkellermeisters Sommermorgenklag-gesang", „Die Maulbronner Fuge") ergänzen den „Ekkehard" und dasMusikantenstücklein „Die Schweden in Rippoldsau" den „Trompetervon Säkkingen". Gerade die diskrete Mischung von Ernst undScherz giebt den besten Dichtungen Scheffels ihren eigenen Reiz.Karl Lachmann und seine Schüler (denen Scheffels Lehrer Holtz-mann überdies feindlich gegenüberstand) suchen die Ursorm derepischen Volkslieder zu ermitteln, deren allgemeinen Typus Niebuhr,wie erwähnt, festgestellt hatte: das „Hildebrandslied" Scheffels drückt neben dem Spaß zugleich ernsthaften Zweifel, an der Möglich-keit dieses Unterfangens aus. Und so ist der „Rodenstein" ge-wissermaßen eine Verkörperung dieser Skepsis. Wie die Reiseepistelnund die iu „Gaudeamus" hübsch vertretenen Reisegedichtc („Abschiedvon Olevano", „Der Hut im Meer", „Graziella", „Der Aggstein ";der schwache „Grindwalfang" stammt noch von der skand^nLvrschenNeiiV mit '^clckcri ^rl^dino und ?ichnm^ inml^n, so wird hier auoden Ruinen der Burg Nodeusteiu, die er 1857 besuchte, und denSagen von dort umgehenden Gespenstern und höllischem Spnk einganzer Roman aufgebaut: der des trinkenden Heros. So wardder Burgherr, der über Pfarrerzorn und Philisterschwächlichkeitsiegt, eiu verkörperter Protest gegeu die Kopfhäugerei. Und Perkeo lehrt die Weisheit derer, die die überkluge Philisterwelt Narrenschilt und das frische Wanderlied („Wohlanf, die Luft geht frischund rein") zieht ein zweifelhaft Gesicht zu der frommen Weltflnchtdes Einsiedlers (wobei wir wieder an Klosterseenen aus dem „Ekkc-