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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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Scheffels Bedeutung.

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hard" denken). Und so tönt das Ganze zu einer durchgebildetenfeuchten Fuge" zusammen, und wer sich dagegen empört, sollte JeanPauls Wort nicht vergessen:Es kommt alles darauf an, daß mauSpaß verstehe, das heißt Ernst."

Auch im einzelnen sind diese Gedichte vielfach kleine Meister-werke. An dem kunstvollen Aufbau etwa desSchwarzen Wal-fisches" könnten die meisteu Balladeulärmer lernen. Heines groteskeReime werden glücklich nachgeahmt:

O Quintili, armer Feldherr

Dachtest du, daß so die Welt wär'?

In der Veranschaulichung von Spuk und Unmöglichkeiten, inder Beseelung von Fossilien und Urkunden entwickelt Scheffel einewirkliche Genialität, und ein Vers wie dieser:

Hemdärmelig eiu Geist steht am Mästein dem überhaupt durchweg glänzendenEnderle von Ketsch" solltevon Rechts wegen allein genügen, um seinen Dichter unsterblichzu machen. Friedrich der Große meinte, der zweite Vers derHenriade" den Voltaire einem anderen Epiker gestohlen hattewiege allein die ganze Jlias auf; uns scheint solch ein Vers, derScheffels kräftige Anschauung und seine diskrete Ironie in derQuintessenz beisammen hat, recht viele gereimte Schauergeschichtenaufzuwiegen.

Kaum mag man noch bedauern, daß dieseBummelpoesie"so viel von Scheffels poetischer Kraft aufgezehrt hat. Als Ganzessind eben die Lieder desGaudeamus" viel mehr als eine Lieder-sammlung: ein lebendiger Ausdruck einer starken Zeitströmung, einDenkmal des beginnenden Zweifels an der von Karl Vogt undLudwig Büchner, Wilhelm Jordan und Gustav Freytag so zuver-sichtlich behaupteten Unfehlbarkeit der Wissenschaft, ein Triumphder echten Jrouie, die iu einer Epoche epigonenhafter Grübeleifröhlich ruft: ,r>rimum vivers, cisinäs plli1oKopNg,ri!"

Freilich der Standpunkt war gefährlich. Die Skepsis zwarhat nur den Dichter selbst geschädigt, als sie von heiterem Zweifelzu finsterer Negation umschlug. Aber der leichte Ton, dasBummelige" hat Unheil genug gestiftet. Wie man Heine seineFreiheiten absah, ohne seine Feinheiten zu lernen, so mußte Heysein einer Epistel an Geibel klagen:

Der Freund, der liedeSmächtig, stark und zart,Zur Urständ' half dem edlen Ekkehard,