g7g 1880-1890.
Aber während diesen Künstlernaturen mit den prächtigen Malerköpfen,Geibel, Heyse, Wilbrandt, die Schönheit ein zwingendes Bedürfnisihrer in melodischen Rhythmen schwingenden Seele war, blieb siefür Fulda etwas Fremdes, durch Anstrengung zu Erwerbendes. Erschult sich dafür allzu bewußt und bewundert sich dann selbst inder Rolle des „Priesters der Schönheit"; er bringt sich zu der„häßlichen" Welt allzu eifrig in Gegensatz. Nicht anders ist esmit der Weisheit. Der alte Fontane konnte keine Paradoxie aus-sprechen, ohne Weisheit hineinzulegen; Fulda , noch so jung undschon so weise, jagte allzu eifrig klugen Sprüchen nach und ver-mied in seinen zahlreichen „Sinngedichten" (erste Sammlung 1888)nicht immer sorgfältig genug das Rezept, das er ironisch selbstangab:
Soll sich dein Name schnell verbreitenDurch alle Länder,So kleide SelbstverständlichkeitenIn neue Gewänder.
Angeboren ist ihm eine natürliche Eleganz der Form, dieaber doch immer etwas Äußerliches behielt; und das „Einkleiden"der Gedanken war ihm oft wichtiger als der Inhalt. So formteer zahlreiche hübsch dahinrollende Verse, die mittelgroße Gedankenin Stammbuchform brachten, ahmte Heyses Episteln und Vedutennach („Gedichte" 1890) und war in Gefahr, in gefälliger Ver-breiterung eines „5 lg, uautsur cls tcms« befindlichen Talents dasBeste zu verlernen: seinen echten ernsten Idealismus. Das Dramarettete ihn. Als ein selbständiger Geist tritt er auch hier nichtauf: das sociale Drama („Das verlorene Paradies" 1890, „DieSklavin" 1892), das Märchenspiel in orientalischem Kostüm („DerTalisman" 1893, „Der Sohn des Kalifen" 1896), das Gesell-schafts-Lustspiel („Jugendfreunde" 1897) zeigten mannigfache Ein-flüsse von zeitgenössischen oder älteren Dichtern her; aber es.waren immer gute Muster, die er auswählte. Suchte er einenglücklichen Gedanken ganz selbständig auszuführen („RobinsonsEiland" 1895), so erlahmte die Kraft: er ist zu sehr daraugewöhnt, um Grillparzers Wort zu citieren, „dnrch die BrilleAnderer" zn sehen. Dann aber, wenn er seine eigene Überzeugungmit der Technik geeigneter Vorbilder verbindet, erreicht er das Beste:im „Talisman" vor allem, wo das Raimundsche Märchendramaan großen Tagesfragen verjüngt und gleichzeitig mit der strengeren