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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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Reue Lyrik. Detlev v. Liliencron .

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Hilfe ganz neuer Termini, mit Unterstützung von Reim und Allite-ration fest begrenzt, liefert seinen Beitrag und alle stimmen vor-trefflich zu einander.

Freilich liegt in dem, was Liliencrons lyrische Virtuositätausmacht, gleichzeitig auch die Begrenzung seiner Begabung. SeineDramen, sowohl die historischen (Die Nantzow und die Pogwisch"1886Der Trifels und Palermo" 1886) wie die modern-socialen(Arbeit adelt" 1887), bleiben ein loses Gefüge lyrischer Momente;und wenn diese sich hier immerhin rasch drängen, werden dagegendie Romane (Breide Hummelsbüttel" 1886Der Mäceu" 1889)sonderbar atavistische Produkte, in denen ein paar bewegte Mo-mente der denkbar einfachsten Handlung durch Kunstgespräche,Geschichtsbetrachtungen, Einfälle oder durch unter einem beliebigenVorwand eingelegte Gedichte getrennt werden. Je näher er in denNovellen (Eine Sommerschlacht" 1887Unter flatterndenFahnen" 1888Kriegsnovellen" 1896) der Form seiner lyrischenAugenblicksbilder kommt, desto höher stehen sie am höchsten dieGenrebilder aus dem Kriegsleben, die ohne die Aufgeregtheit desCivilisten Bleibtren mit jener Mischung von stiller heroischer Begei-sterung und äußerer fast melancholischer Gelassenheit, die den echtenSoldaten charakterisiert, einen einzelnen Augenblick aus dem großartigenEpos von 1870 mit meisterhafter Klarheit verewigen. Hier trifft auchnicht zu, was Busse besonders an den neuesten Dichtungen Lilien-crons (Kampf und Spiele" 1897) nicht ohne Grund tadelt:esergab sich mehr und mehr ein Überschuß des rein Körperlichen überdas Seelische, des Sinnlichen über das Geistige". Die Gefahr liegtbei einem Virtuosen der sinnlichen Wahrnehmung ja nahe, und seineLiebesgedichte sind in der That zunaiv", und zu materialistisch zugleicher Zeit.Die Freiheit ward zur Willkür, die Phantasie zurPhantastik, die frische Natürlichkeit zur verstimmenden Absicht, zumleisen Protzen mit Derbheit." So entstand seinkunterbuntes Eposin 12 Cantussen"Poggfred" (1896), das mit Busses letzten Wortenin der That zutreffend gezeichnet ist. Wie wird hier jene Skizzen-manier, die Lenau vorsichtig verwenden wollte, zum Unleidlichenübertrieben:

Banquier Palazzo. Herrschaft ist verreist.Gut. Dienerschaft geht aus. Ein Katzchen nur:Heut abend. Komm. Um acht. Bin fo verwaist".Ich kam. Das Herrenzimmer. Oour ä'^mour.