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1880—1890.
v. Liliencron, von Stefan George und der Isolde Kurz schuf. Einsaber ist für ihn wesentlich, ob er naturalistische Formen wähleoder idealistische, ob er sich an alte Art anschließe oder ganz neuePfade suche: die Liebe zur Wirklichkeit. Ein intensives Ausschöpfendes Gegenstandes wird Antrieb zu minutiösen Gegenstandsschil-derungen und Augenblicksporträts, wird Ursache zu kunstvollemEinkleiden des gewonnenen Eindrucks, wird Ausgangspunkt für einleidenschaftliches Schwelgen in der Erregung selbst. Intensiverals die Früheren fühlen diese Jüngeren — so heftig oft, daß dieKunst darunter leidet; aber der Dilettantismus einer spielendenBildungspoesie ist überwunden.
Eine weitreichende Erregung, eine weitverbreitete Sehnsuchtnähert die Welt der Genießenden wieder dem engeren Kreis derSchaffenden. Die Kunst fängt leise an, aus einem Sport derbestsituierten Kreise — mehr war sie nicht in der MünchenerGlanzperiode — zu einer nationalen Angelegenheit zu werden.Nur weiterzuführen hatte das letzte Jahrzehnt des Jahrhundertsdiese großen Anfänge. Das zwanzigste Jahrhundert aber wirdvielleicht die Jahre von 1881—1889, von Nietzsches „Morgenröte"bis zu Hauptmanns „Sonnenaufgang", mit all jenem Zauber um-kleidet sehen, mit dem glückliche Erben die harten Eröffnungsthatenihrer Ahnen und Reichsgründer zu umkleiden lieben!