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Die deutsche Litteratur neunzehnten Jahrhunderts / Richard Moritz Meyer
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1890-1899.

Jungen" zuzählen wollte. Jakob Burckhardts Nachlaß warddurch die Persönlichkeit des Autors, die Reize der Darstellung, dieKraft des Stils für die vielen jüngeren Kunstschriftsteller ein gefähr-licher Nebenbuhler. Diese selbst aber, die jetzt mit mehr oder wenigerGlück das Resultat ihres Nachgrübelns und ihrer Praxis mitteilten,gehörten ganz wesentlich mit zur Signatur der Zeit: auch sie strebteneine positive Kritik, eine fruchtbare Konzentration auf bestimmte Zielean. Neben dem Sturmvogel dieser Bewegung, Hermann Helferich (eigentlich Emil Heilbut , geb. 1861:Neue Kunst" 1887), sind beson-ders die Männer der Galeriepraxis zu nennen: Karl Woermann inDresden (Was uns die Kunstgeschichte lehrt" 1894), Alfred Licht-wark in Hamburg mit seinen zahlreichen kunstpädagogischen Schriften(Blumenkultus" 1897,Deutsche Königsstädte" 1898), der Direktorder Berliner Nationalgalerie Hugo v. Tschudi (Kunst und Publi-kum" 1898), dazu ältere wie Woldemar v. Seidlitz in Dresden (Die Entwickelung der modernen Malerei" 1897) uud WilhelmBode in Berlin , dessen Streit mit Anton v. Werner um dieAufgabe der Berliner Kunstakademie zu einer charakteristischen Etappeim Kampf um die neue Kunst und die neue Kunstaufsassung über-haupt ward. Auch der Forschungen über die historischen Grundlagender Kunst bemächtigte sich in den schönen Werken von Ernst Grosse (Die Anfänge der Kunst" 1894) und Karl Bücher (Arbeit undRhythmus" 1896) ein kräftiger Realismus, der den Auffassungen derjungeu Praktiker zu gute kam. Besonders bezeichnend ist aber, wiedie theoretischen Schriften ausübender Künstler emporschießen:Max Klinger (Malerei und Zeichnung" 1891), Adolf Hilde-brand (Das Problem der Form in der bildenden Kunst" 1893),Wilhelm Trübner (Die Verwirrung der Kunstbegrisfe" 1898),Max Liebermann (Degas" 1899) suchen die von ihnen praktischlängst vertretenen Anschauungen nun auch mit der Feder geltend znmachen. Aus dem Lager derAlten" steht ihnen nur Otto Knille (Grübeleien eines Malers über seine Kunst" 1887, 1892) und, mitReden und ähnlichen Manifestationen, Anton v. Werner gegenüber.Für ein neu aufblühendes Kunstleben ist auch dies Schreiben derKünstler ein beachtenswertes Symptom: sie verlangt es so mit ganzerSeele nach dem neuen Reich der Kunst, daß die Waffen des Praktikersihnen nicht genügen; und der Anteil ringsum ist groß genug, um sieErfolge auch bei direkter Ansprache hoffen zu lassen. Die Snmmeder neuen Kuustauschauungeu suchen dann bedentende historische