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Francesco Barbaro : Früh-Humanismus und Staatskunst in Venedig / Percy Gothein
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VIII ALTERSWEISHEIT

Einsammeln der Gelder sollen mit Sorgfalt solche Leute geschicktwerden, die sich dabei nicht bereichern, sondern die Schätze zum Siegund Triumph der Christen einbringen wollen. Janus, der Führer derUngarn (d. i. der Reichsverweser Johann Hunyadi ), der im Kriege un-besiegte, muß mit den Ungarn und ihren Nachbarn, mit jenen kriege-rischen Scharen teils durch Ehren und Belohnungen, teils durch Soldangelockt und zum Krieg gegen die Türken veranlaßt werden... Wennzu Lande und zu Meer in gemeinsamem Geist und Plan der Krieg ge-führt wird, dann sollen die Türken wahrlich nicht meinen, daß sie gesiegthaben und daß die Christen unterlegen sind.» Die Mazedonen (also inWirklichkeit die Bulgaren ), rät Barbaro, sollen durch einen päpstlichenLegaten und durch Geschenke zum Aufstand gegen die türkische Ober-hoheit aufgestachelt werden. Die Leitung in diesem Kriege stehe Rom zu.An den König von Frankreich , der nach Besiegung des englischen Feld-herrn Talbot in Bordeaux eingezogen sei, möge ein Kardinal geschicktwerden. Karl VII. solle seinen Titel als allerchristlichster König dadurchwahr machen, daß er nach dem iooj ährigen Kriege den Engländern an-nehmbare Friedensbedingungen vorschlage, um sich selbst am Kriegegegen die Türken beteiligen zu können. Nikolaus V. kam den Franzosenweiterhin entgegen und hob 1456 das kirchliche Fehlurteil von Rom auf,das Jeanne d'Arc als Ketzerin zum Feuertode verdammt hatte. Fernerwerde der mächtige Herzog von Burgund (Philipp der Gute ), von demBarbaro erwähnt, daß er die inneren Unruhen seines Landes nicht nurdurch eine einzelne Schlacht, sondern durch einen ganzen Krieg nieder-geworfen habe, bei seinem sprichwörtlichen Reichtum der Kirche nichtfehlen. Auch Kaiser Friedrich III. ist von neuem zu mahnen, daß eran seine Pflichten gegenüber dem römischen Reiche denken solle. «SeinGold brauchen wir mehr als sein Schwert; daher scheint es, daß man ihnzusammen mit den übrigen Fürsten und Prinzen und Städten Deutschlands (regulis et princibus et civitatibus Germanorum) gütigst einladen sollte.Die einzelnen Provinzen des Kirchenstaates hingegen sind zu Abgabenfür die Flotte heranzuziehen. Sowohl Perugia als auch Bologna und selbstdie Marken (Picenum), um von den übrigen zu schweigen, mögen zurVerteidigung des Wohles und Würde der Kirche nicht weniger beisteuern,als Sforza und Braccio zur Verwüstung Italiens und zur Schwächung der