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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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I. Die Heere nach dem Befreiungskriege

und Kavallerie und nahm alle Mannschaft von 3239 Jahren auf, dieaus dem ersten Aufgebote ausgeschieden war. Sie sollte mit den von derLinie abgegebenen Truppen die Festungsbesatzungen bilden.

Der Landsturm kam noch im Notfalle hinzu, um den heimischen Bodengegen den eindringenden Feind zu schützen. Er sollte in den StädtenBürgerwehr -, auf dem Platten Lande Landsturmkompagnien aufstellen. Ihmwurden die jungen Leute vom 1720. Lebensjahre und die aus demzweiten Aufgebote ausgeschiedenen bis zum 50. Lebensjahre überwiesen.

Im Kriege wurden auch noch 50 000 Mann Ersatztruppen mit der Be-stimmung gebildet, den Ausgleich der Verluste bei der Feldarmee durchderen dauernde Auffüllung zu bewerkstelligen. Alles in allem konntePreußen , ohne den Landsturm, an 500 000 Mann auf die Beine bringen,eine Leistung, die, im Verhältnis zur Volkszahl, der höchsten Anstrengungder Befreiungskriege gleichkam. So aber war die Verfassung auch gedacht;sie sollte kein Nachlassen gegenüber der Verflossellen Kriegszeit gewähren.

Um Offiziere für die im Kriege auf das vierfache vermehrten Streit-kräfte zu gewinnen, war die Einrichtung von 1813 gleichfalls weiter aus-gebaut. Jungen Leuten von Bildung, die sich selbst zu bekleiden und be-waffnen vermochten, wurde gestattet, sich in die Jäger- und Schützenkorpsaufnehmen zu lassen, von wo man sie schon nach einjährigem Dienste be-urlaubte. Sie traten dann noch für 3 Jahre zur Landwehr ersten Auf-gebotes über und hatten dort den nächsten Anspruch auf die Offiziersstellen.

Das war die Verfassung, wie sie in den großen Zügen unverändertunter den Königen Friedrich Wilhelms III. und IV. fortbestand. Siehatte ihre Mängel, zumal den, Truppen in vorderer Linie ins Feld zusenden, für die, von ganz unbedeutenden Stämmen abgesehen, im Friedenkein fester Nahmen vorhanden war. Dieser Mangel wurde empfindlich,als die vortreffliche Bestimmung des Gesetzes, welche die Friedensstärkenach den Verhältnissen des Volkes dehnbar gemacht hatte, unverstandenund unbeachtet blieb. Dadurch erst kam in die für den Krieg aufgestellteLandwehrtruppe ein immer größerer Prozentsatz ganz ungeübter Leute hin-ein, die das Fehlen fester schon vorhandener Stämme doppelt empfindlichwerden ließen.

Dennoch bedeutet die Einführung dieser Wehrverfassung eine große Tat,durch die sich Preußen trotz allen widerstrebenden Gewalten ein Recht aufdie zukünftige Führerrolle in Deutschland erwarb. Sie und die späterfolgende Gründung des Zollvereins unter Preußens Führung wurden diewichtigsten Grundlagen für die Einigung Deutschlands .