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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848—-18S0
Die Erwartung, daß die Dänen am 6. ihre Offensive fortsetzen wür-den, erfüllte sich nicht. General v. Hedemann hatte nur die schwachenKräfte, die er tags zuvor vor seiner Front erkannte, zurückdrängen wollen,war sich aber bewußt, daß er weiteres nicht mehr zu erreichen vermochte.Er führte seine Truppen daher wieder in die Verschanzungen hinein.
Weniger glücklich erging es gerade an diesem Tage dem jütischen Korps.Zwar war Oberst v. Juel vorsichtigerweise mit ihm zu Hadersleben stehengeblieben und hatte nur eine Vorhut bis Hoptrup südlich und seine Ka-vallerie bis Ustrup südwestlich vorgeschoben. Gerade am 6. Juni abergelang es dem Major v. d. Tann, mit seinem 400—600 Mann starkenFreikorps, mit dem er bei Uek westlich der Straße Flensburg—Apenrade gestanden hatte, unter Umgehung von Apenrade zwischen jene beiden Ab-teilungen überraschend einzudringen, sich dann gegen Hoptrup zu wendenund die dänische Vorhut auseinander zu sprengen. Damit verscheuchte erzugleich den Oberst v. Juel vom schleswigschen Boden. Juel räumte eiligstHadersleben und ging bis Kolding zurück, wo er am 7. Juni eintraf.
Durch diese glückliche Waffentat erwarben sich die Freischaren zum erstenMale die ungeteilte Anerkennung ihrer Waffengefährten von der Armeeund des Oberbefehlshabers. Der Name ihres Führers Tann gewann seinenguten Klang. —
Die Nachrichten von der bevorstehenden Teilnahme Schwedens am Kriegeveranlaßten General v. Wrangel, seine Truppen rings um Flensburg sounterzubringen, daß sie leicht in der Stellung von Krusau und Bau nörd-lich der Stadt versammelt werden konnten, die er zur Verteidigung vor-bereiten und durch Kolonnenwege zugänglich machen ließ. Tondern bliebdurch eine Abteilung aller drei Waffen besetzt. Allein der Angriff ließauf sich warten.
Streifzüge füllten die nächste Zeit aus. Prinz Waldemar von Holsteinging am 9. Juni nördlich bis Hadersleben vor, traf dort auf anrückendedänische Truppen von größerer Zahl und kehrte am 13. unter Mitnahmevon Magazinen und Lazaretten in die alten Stellungen bei Flensburg zurück, ohne vom Feinde verfolgt zu werden. Er hatte die dänische Bri-gade Bülow erkannt, die bisher auf Alsen gestanden hatte. Im Sunde-witt schwächte sich der Feind und hielt die Düppelstellung bald nur mitVorposten besetzt. Die Halbinsel Broacker war leer.
Die Dänen hatten ihre Hauptkräfte auf Jütland überführt. Die See-herrschaft erlaubte ihnen solche Verschiebungen. Den Anlaß dazu hatteder Überfall von Hoptrup gegeben; die Brigade Bülow war über Fünen nach Kolding gezogen worden. General v. Bülow hatte dort den Befehl