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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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II. Die Sturm- und Drangjahre von 18481850

Armeekorps längs der Bergstraße in der Front vorging, während sie vomNeckarkorps durch den badischen Odenwald über Sinsheim in der rechtenFlanke umfaßt wurde. Bei guter Ausführung durfte man hoffen, aufdiese Art die Schilderhebung mit einem einzigen Schlage niederzuwerfen.Man berechnete, daß dieser Schlag am 21. Juni fallen könne.

Mieroslawski war am 3. Juni in Karlsruhe eingetroffen, wo am 10.eine konstituierende Versammlung eröffnet wurde, welche die künftige Ne-gierungsform für das Land zu beraten hatte. Sie wählte zunächst dreiDiktatoren: Brentano nebst zwei unbekannten Männern Gogg und Werner.In den Tagen darauf verließen eine Anzahl der tüchtigsten Offiziere dieReihen des Heeres. Der neue Oberbefehlshaber übernahm das Kommando.

Am 11. Juni kündete der Neichsverweser das bevorstehende Einrückenan und forderte das badische Volk auf, die Waffen niederzulegen.

Das im Rheintale schon am Feinde stehende Neckarkorps begann damit,sich in Besitz des rechten Flußufers zu setzen, auf dem noch immer auf-ständische Streitkräfte standen. Nach kurzem Gefecht war am S. Juni dasvon Freischaren besetzte Weinheim genommen, aber wieder aufgegeben wor-den. Am 15. Juni erließ General v. Peucker von Zwingenberg aus dieAnordnungen für das allgemeine Vorrücken. Es geschah in 3 Kolonnen:rechts gegen Käfertal nordöstlich von Mannheim, in der Mitte über Wein-heim auf Ladenburg und links durch den Odenwald auf Hirschhorn . Anden beiden ersten Punkten kam es zu Gefechten. Die Vorhut nahm Käfer-tal, gab es aber wieder auf, da .der gerade in Ludwigshafen weilendeMieroslawski Verstärkungen von Mannheim heranführte, und ging eineStrecke weit zurück. Die mittlere Kolonne besetzte nach kurzem KampfeWeinheim von neuem. 2 Bataillone, 4 Eskadrons und 6 Geschütze gingennoch bis Ladenburg vor. Sigel, der dort noch befehligte, ließ sie jedochvon Schriesheim her, wo er die in der Nähe befindlichen badischen Kräftezusammenzog, überraschend angreifen, brachte ihnen einen Verlust von 13Toten, 40 Verwundeten und 25 Gefangenen bei und bewog sie zum Ab-züge. Auch Hirschhorn kam an diesem Tage noch nicht in Besitz der linkenKolonne. Es wurde erst am 16. nach wackerem Widerstande der 550Hmiauer Turner genommen, die das Schloß besetzt hielten.

Am gleichen Tage unternahm Mieroslawski in der Mitte sogar einenGegenstoß mit den bei Käfertal und Schriesheim versammelten Truppen,sowie aus dem Gebirge heraus. Er griff das von Reichstruppen besetzteDorf Gr. Sachsen an. Nach mehrfachem Hin und Her, bei dem die Reichs-truppen 12 Tote, 108 Verwundete und 19 Gefangene verloren, blieb derOrt im Besitz der Aufrührer.