Berliner Friede. Holsteinischer Vormarsch 115
lag keinem Zweifel. Eine Kriegserklärung wurde unnötig und erfolgteauch nicht.
Leider war es aus Sparsamkeitsrücksichten auf holsteinischer Seite ver-absäumt worden, die Beurlaubten rechtzeitig einzuziehen. So mußte diesjetzt in Eile nachgeholt werden, als die Gewehre schon fertig zum Losgehenwaren. Gleichsam unter den Augen des Feindes wurden die Einberufenennach der neuen Art eingeübt, und erst am 13. Juli, statt schon am 3., er-folgte der Einmarsch ins Schleswigsche, dessen schleunige Besetzung Willisenganz richtig als die erste Notwendigkeit erkannte. Sollte dem verlassenenBruderstamm noch einige Hoffnung auf Erhaltung seiner Selbständigkeitbleiben, so konnte diese nur auf schnelle und glänzende Waffenerfolge ge-gründet werden.
Am IS. Juli erreichte die Armee die Stellung von Jdstedt nördlichSchleswig . Der Tag war sehr heiß, die des Marschierens ungewohntenMannschaften blieben in großer Zahl am Wege liegen. Willisens Ent-schluß zur Offensive fiel unter dem Eindruck dieses Anblicks. Er beschloßbei Jdstedt stehen zu bleiben und gab damit den Dänen volle Freiheit,ihr Heer aus Jütland und von Alsen ungestört bei Flensburg zusammen-zuziehen. Auch sie hatten an der Verstärkung ihrer Waffenmacht eifriggearbeitet.
Ihre Feldarmee bildete 2 Divisionen, von denen eine jede wieder in3 Brigaden zerfiel. Die 1. Division, v. Moltke, bestand aus der 3., 4. und6. Brigade, die 2., v. Schleppegrell, aus der 1., 2. und S. Dazu kameine Reservekavallerie und eine Reserveartillerie. Alles in allem zähltedieses Heer 31 starke Bataillone, 19 Eskadrons und 12 Batterien, 38 000Mann mit 96 Geschützen. Den Oberbefehl führte General v. Krogh.
Willisen hatte die holsteinische Streitmacht in eine Avantgarde unterOberst v. Gerhardt und 4 Brigaden, sowie eine Reservekavallerie undReserveartillerie geteilt. Im ganzen betrug sie 20 gleichfalls starke Ba-taillone, 12 Eskadrons und 1 Batterie ^ 27 000 Mann mit 84 Geschützen.
Die dänische Überlegenheit war also beträchtlich, aber nicht entscheidend.Schnelles energisches Handeln des holsteinischen Oberbefehlshabers hättesie ausgleichen können, zumal dort, wo er auf Unterstützung der Land-bevölkerung rechnen durfte. Den ersten Trumpf aber hatte er bereitsdurch den Verzicht auf den Angriff aus der Hand gegeben. Er bereitetesich zunächst auf die Abwehr des Gegners vor.
Die Avantgarde unter Oberst v. Gerhardt stand bei Jdstedt, mit Vor-truppen an der Helligbek, die 1. Brigade bei Lürschau mit Posten an der,von ihr zu überwachenden, Treene, die 2. am Ostende des Lang-See bei
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