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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Horsts Erfolg bei Ober-Stolk. Rückzugsbefehl

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Schon vor 9 Uhr früh war bei General v. Willisen der Entschluß zumRückzüge zum Durchbruch gekommen, und er traf seine Anordnungen danach.Allein die Dänen drängten nicht, der Kampf bei Jdstedt ging in eineKanonade über. Krogh hatte die Meldungen über Schleppegrells Miß-geschick bei Ober-Stolk erhalten und sah den Stand des Kampfes ebensobedenklich an, wie Willisen drüben. Schon hatte er die Reservekavallerie,statt sie in der linken Flanke des Gegners zu verwenden, an die Schles-wiger Chaussee herangerufen. Nunmehr sandte er auch der 3. Brigade den Befehl nach, umzukehren und zum Gros heranzukommen. Der ander Missunder Straße kommandierende Oberst v. Krabbe wurde beauftragt,ein Vordringen der Holsteiner von Wellspang her um jeden Preis zuverhindern.

Der dadurch hervorgerufene Stillstand konnte Willisen nicht verborgenbleiben; er faßte neue Hoffnung auf einen Erfolg und hob gegen 10 Uhrden Rückzugsbefehl wieder auf. Beiderseits rüstete man sich zur Erneue-rung des Kampfes, den die Artillerie bis Mittag stehend fortführte.

Die Entscheidung kam jetzt von der Einwirkung der dänischen Umfassungher. Die damit beauftragte 3. dänische Brigade, v. Schepelern, hatte sichzwischen 5 und 6 Uhr früh die Brücke von Sollbrück dadurch wieder ge-öffnet, daß sie weiter oberhalb eine Furt durch die Treene fand. Siewar dann über Silberstedt und von dort auf der Husumer Straße gegenSchuby vorgegangen. Die Holsteiner, die ihr an der Treene gegenübergestanden, hatten sich voreilig auf Jübeck zurückgezogen und sie in demherrschenden regnerischen Wetter aus den Augen verloren. Dann erhieltensie, während Willisens erster Rückzugsauwandlungen, den Befehl, sich mitder ganzen 1. Brigade bei Lürschau in Reserve zu sammeln, was bis10 Uhr vormittags ausgeführt war.

Nun aber wurde die dänische Umgehungskolonne durch die holsteinischeReservekavallerie von neuem entdeckt, und diese Entdeckung gab den end-gültigen Ausschlag. Willisen nahm das in seinem Rücken sich entspinnendeGefecht wahr. Er hatte die weit ausholende dänische Umgehung mit Rechtin ihrer Bedeutung gering veranschlagt, solange er sich mit Offensivgedankentrug; ja er durste sie sogar für einen Vorteil halten, der ihm zugute kam,da sie einen beträchtlichen Teil der dänischen Streitkräfte von der ent-scheidenden Stelle fernhielt. Seitdem er an die Möglichkeit eines Rück-zugs dachte, änderte sich seine Auffassung aber völlig, denn dieser konntedurch Schepelern auf das Ernsteste bedroht werden. Er warf ihm da-her nunmehr noch die verfügbaren Teile der 1. Brigade entgegen, befahlaber dann, gegen den Vorschlag seines Stabschefs v. d. Tann, noch vor