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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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II. Die Sturm- und Drangjahre von 13481850

Truppen in Unordnung am Westergehege an, wo der Oberbefehlshaber sieaufgelöst eintreffen sah und den ungünstigsten Eindruck vom Stande derDinge empfing. In seinem Herzen begann der Zweifel am Erfolge zukeimen. Dennoch gab die Lage in Wirklichkeit noch keinen Anlaß dazu.

Mittlerweile hatte nämlich seine 3. Brigade unter General v. d. Horstden Lang-See überschritten, das Brennen der Fanale bemerkt und warauf Ober-Stolk vorgedrungen. Dort traf sie auf die Mitte der nochdurchziehenden dänischen linken Kolonne, griff sie lebhaft an, warf sie,nahm das Dorf und eroberte 3 Geschütze, die freilich später nicht fort-geschafft werden konnten. Um 7 Uhr war Horst dort unbestritten Sieger;doch ohne daß der Oberbefehlshaber oder die benachbarte 2. Brigade da-von eine Ahnung hatten. Vergeblich sah er sich nach Unterstützung um;er blieb allein, was um so übler war, als es nicht gelang, die Batteriedurch die Furt zu bringen und somit alle Artillerie fehlte.

Nach und nach kam auch der Schweif der dänischen Kolonne heran.Obwohl General v. Schleppegrell schwer verwundet gefallen war, machtesich die Überzahl der Dänen doch geltend. General de Meza, von Kroghmit Verstärkungen entsendet, übernahm bei Stolk die Führung.

Mißverständlich war dem General v, d. Horst auch sein bestes geschlos-senes Bataillon genommen worden, das ein unheilstiftender Generalstabs-offizier, der mehrfach auf dem Schlachtfelde gespürt worden ist, zur Siche-rung der Laufbrücke bei Güldenholm zurückgeholt haben soll. SchwerenHerzens mußte er sich daher entschließen, den errungenen Vorteil aufzu-geben und einen schwierigen Rückzug zu bewerkstelligen. Mit etwa 1200Mann verschiedener Bataillone schlug er sich durch das Gryderholz nachdem Westergehege durch, während das übrige die Lausbrücke benutzte. Zwi-schen dieser und dem Westergehege ordnete er seine Brigade von neuem.

Die 2. Brigade, unter Oberst v. Abercron, hatte die Zeit bis dahinziemlich untätig verbracht. Sie war freilich um 4 Uhr, dem ersten Willi-senschen Befehle entsprechend, vorgegangen, bald danach aber durch denzweiten Befehl aufgehalten worden. Das Brennen der Fanale gewahrtesie nicht. Nur ihr Vorpostenbataillon ging von Böklund gegen Klapp-holz vor, um dann vor der anrückenden dänischen Seitenabteilung gegenWellspang wieder zurückzuweichen. Oberst v. Abercron soll um 6 Uhrfrüh einen dritten Befehl zum Vorgehen erhalten haben, dieser sowie dieGefechtslage sind aber jedenfalls unverstanden geblieben; denn die Brigademachte keine ernste Anstrengung, in die Entscheidung einzugreifen. Sie be-gnügte sich damit, bis zum Abend bei Wellspang ein hinhaltendes Feuer-gefecht zu führen.