Billisens Angriffsplan. Sein Schwanken
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schon die Anmärsche der Brigaden zu ernsten Einzelgefechten mit dem nahevor der Front befindlichen Gegner führen mußten. Diesem war eine passiveRolle zugedacht, zu der er sich nicht bequemte. Verhängnisvoll sollte auchwerden, daß der holsteinische Oberbefehlshaber für sich einen Standpunktauf dem äußersten linken Flügel des Angriffs, nämlich an der Chausseewählte, während er in die Gegend von Ober-Stolk oder Jdstedt gehörte.Von dort hätte er eher vermocht, die Gesamtheit der Bewegungen zu über-sehen und zu leiten.
Dazu kamen lähmende Zweifel. Die in der Nacht eingehenden Mel-dungen machten Willisen bedenklich, ob die Dänen an der Treene wirklichso stark seien, wie er vorausgesetzt hatte. Er beschloß, die allgemeineOffensive zu verschieben, anfangs verteidigungsweise zu verfahren und sieerst im günstigen Augenblicke durch Anzünden von Fanalen beginnen zulassen. Neue Befehle wurden ausgegeben und die alte Erfahrung bestä-tigte sich, wie unheilvoll es meist wirkt, wenn eine einmal eingeleitete Be-wegung so großer Massen in letzter Stunde geändert werden soll.
Alles kam anders, als Willisen es erwartet hatte.
Die Dänen griffen schon um 3 Uhr früh von neuem die Avantgardean und es gelang ihnen, nach 2stündigem Gesecht deren rechten Flügelgegen Jdstedt hin zurückzudrängen, während der linke, durch Teile der1. Brigade unterstützt, das Büchholz behauptete, ja sogar von dort ausgegen Helligbek-Krug vorging. Nach 5 Uhr früh wurde das Dorf Jdstedtangegriffen. Ein dort stehendes holsteinisches Bataillon hielt es eine Stundelang, mußte dann aber weichen. Inzwischen hatte sich bereits der Kopfder linken dänischen Kolonne von Ober-Stolk her dem zwischen Lang-und Jdstedter-See gelegenen Gryderholz genähert und war dort gegenholsteinische Jäger ins Gefecht getreten, die zur 4. Brigade gehörten. Siewarfen die schon Eingedrungenen wieder hinaus.
General v. Willisen war mittlerweile, unter dem Eindruck des glücklichenGefechts am Büchholz, schon sehr früh wieder aus den Angriffsplan zurück-gekommen und hatte sich entschlossen, sogleich zur Ausführung zu schreiten.Um 5 Uhr brannten die Fanale.
Die 4. holsteinische Brigade ging nun vor; die Dänen wichen gegenv.".".^, Teil der Verfolger nahm den Weg durch Jdstedt,der andere durch das Gelände neben dem Dorfe. Inzwischen hatte Generalv. Schleppegrell, der Führer der linken dänischen Kolonne, bei Ober-Stolkseine Artillerie entwickelt. Diese empfing die Holsteiner mit lebhaftemFeuer, das sie zum Zurückfluten brachte, welche Bewegung sich auch derAvantgarde mitteilte. Etwa um 7^/. Uhr morgens langten die weichenden