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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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124 II. Die Sturm- und Drangjahre von 18481850

am meisten zugänglichen Ostseite des Platzes. Das darauffolgende Bom-bardement schadete wohl der Stadt und den Einwohnern, nicht aber denDänen und ihren Werken. Ein am 4. Oktober abends ohne genügendeVorbereitung unternommener Sturm, bei dem es namentlich an Materialzum Überbrücken zahlreicher Wasserläufe fehlte, mißlang unter dem ver-hältnismäßig schweren Verluste von 709 Toten und Verwundeten. Diedänische Einbuße betrug 440 Mann.

Von nun ab beschäftigte Willisen sich nur noch mit der Verstärkungund Organisation seines Heeres, als ob sie Selbstzweck seien. Er er-wartete überdies mehr von diplomatischen Verhandlungen als von kriege-rischen Erfolgen. Zu der Mißstimmung hierüber gesellten sich auch poli-tische Differenzen mit der Statthalterschaft und am 7. Dezember legte erdas Kommando nieder, seiner kurzen, wenig ruhmvollen Feldherrnlaus-bahn müde.

Seinem Nachfolger v. d. Horst blieb nur noch die unerfreuliche Auf-gabe, das eben mit so großer Mühe und mit so großen Opfern geschaffeneHeer wieder aufzulösen und die schleswig-holsteinische Selbständigkeit zuGrabe zu tragen.

Schon am 23. Oktober hatte Preußen verlangt, daß die schleswig-holsteinischen Truppen Dänemark nicht angriffen. Der inzwischen wiederins Leben gerufene deutsche Bundestag unseligen Angedenkens fordertebereits die Herabsetzung der holsteinischen Streitkräfte auf ein Drittel ihrerStärke. Dann verlangten Österreich und Preußen infolge der inzwischeneingetretenen Einigung die Einstellung der Feindseligkeiten, und schwerenHerzens fügte sich die zur Entscheidung einberufene holsteinische Landes-versammlung am 11. Januar 1851. Das Heer wurde aufgelöst, die Ord-nung der politischen Verhältnisse von den deutschen Mächten dem Königevon Dänemark gegen das sehr wenig bestimmte Versprechen übertragen,die Rechte der Herzogtümer unangetastet zu lassen.

Das schleswig-holsteinische Trauerspiel war beendet ein redendesZeugnis von der kriegerischen und politischen Ohnmacht Deutschlands .

(Österreichs Aämpfe in Italien und Ungarn . ^8H8 und I^8H9

Italien (Skizze 12)

Ehe wir zur Darstellung der nachfolgenden trüben Periode deutscher Geschichte schreiten, ist ein kurzer Rückblick auf die Schicksale Österreichs außerhalb Deutschlands notwendig. Es hatte inzwischen in schweren Kämpfen