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um seine staatliche Existenz ringen und eine Zeitlang die deutschen An-gelegenheiten gehen lassen müssen, wie sie wollten. Eine unerwartete Hilfewar es ihm dabei geworden, daß die Wahl des Reichsverwesers ans einenösterreichischen Erzherzog fiel.
Den Wiener Unruhen vom 15. März 1848 waren am 18. solche inMailand gefolgt und nahmen bald einen bedrohlichen Umfang an. Sar-dinien erklärte sich für die nationale Erhebung Italiens , die sich seit zweiJahren auf der Halbinsel vorbereitete, und drohte mit dem Einmarsch in dieLombardei . Der österreichische Oberbefehlshaber, Feldmarschall Radetzky, dermit geringer Truppenmacht die Mailänder Citadelle behauptet hatte, sah sichin der Nacht vom 22. zum 23. März gezwungen, den Rückzug anzutreten,und, da sich hinter ihm auch Venedig erhob, unter Gefechten bis zumMincio fortzusetzen, wo er mit 18 000 Mann des 1. österreichischen Korpseintraf. Dort fand er das bei Verona versammelte 2. Korps 15 000 Mannstark vor, entschloß sich aber in kluger Zurückhaltung, auch das ihm alsVerstärkung in Aussicht gestellte Reservekorps noch abzuwarten, um dannerst wieder vorzugehen.
Seine Truppen blickten mit unbegrenztem Vertrauen auf ihn. Trotzseiner 82 Lebensjahre und der vielen Kriege, die er seit 1788 mitgemachthatte, war er noch von jugendlicher Frische und ungeschwächter Entschluß-kraft. Radetzky gehörte zu den allzeit klug überlegenden und zugleich ver-wegenen Führernaturen, die das Geheimnis des Erfolges in jeder Lageschnell erkennen und zugreifen. Ein Vater seiner Soldaten, erwarb ersich zugleich die Liebe und Verehrung aller übrigen Stände. Österreich hätte keinen besseren an seinem Platze haben können.
König Karl Albert von Sardinien war ihm mit seiner an 45 000 Mannstarken Armee langsam gefolgt und traf am 8. April am Mincio ein. GanzItalien geriet in Bewegung. Venetien, Toskana , die kleinen Herzogtümer,der Kirchenstaat und Neapel vertrieben ihre Regierungen und schlössen sichder nationalen Sache an. Sie stellten Verstärkungen bereit, Freischaren bil-deten sich. Alles in allem rechnete man 96 000 Mann zusammen, die zurBefreiung Italiens verfügbar seien, und denen in 2—3 Monaten noch 45 000Mann folgen sollten. Dem gegenüber entschied sich Radetzky zunächst dafür,das Festungsviereck Verona—Peschiera—Mantua—Legnago zu behaupten.Die Plätze wurden stark besetzt, die Verbindung mit Tirol gesichert, einmobiles Truppenkorps von 25 000 Mann vorwärts von Verona bei SantaLucia aufgestellt. Karl Albert erzwäng zwar unter Gefechten den Über-gang über den Mincio, schloß Peschiera ein, drängte sodann das Ver-bindungskorps über die Etsch zurück, scheiterte aber am 6. Mai mit seinem