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II. Die Sturm- und Drangjahre von 1848—18SV
oder Grenzgrafen, ernannte Oberst Jellachich, der im April sein Amt antrat,offen gegen Ungarn und begann zu rüsten.
Ebenso erhoben sich die Serben, bemächtigten sich des ganzen Banatsam linken und der Landschaft Bäcska am rechten Theißufer. Sie legtenan den Grenzen dieses Gebiets Verschanzungen an und brachten an 30000Mann unter Stratimirovich auf. Der Krieg wurde unvermeidlich.
Ungarn vermochte nicht sogleich einzuschreiten. Ungarische und öster-reichische Truppenteile hatten nicht getrennt gestanden, sondern in beidenReichshälften gemischt, und der Austausch hätte Zeit erfordert, auch wenndie österreichische Regierung guten Willen gezeigt hätte.
Der ungarische Reichstag beschloß daher die Aushebung von 200 000Mann und die Bereitstellung eines Kredits von 60 Millionen Gulden fürdie Durchführung des Krieges. Die Ermordung des österreichischen Statt-halters Generals Grafen Lamberg auf der Brücke zwischen Ofen und Pest,am 27. September, brachte die Feindseligkeiten zum Ausbruch.
Zunächst drang Jellachich von Südwesten her über Stuhl-Weißenburggegen die ungarische Hauptstadt vor, ward jedoch vor Velencze am 29. Sep-tember abgewiesen und sah sich genötigt, über Raab südlich der Donau auf österreichisches Gebiet zurückzuweichen, wo er mit 17 000 Mann hinterder Leitha Stellung nahm. Nach Lambergs Tode wurde er zum Zivil-und Militärgouverneur von Ungarn sowie zum Oberbefehlshaber derungarischen Armee ernannt und schickte sich an, von neuem gegen Pestvorzudringen, wurde daran jedoch durch den am 6. Oktober in Wien aus-brechenden Aufstand verhindert. Gemeinsam mit dem Fürsten Windisch-grätz mußte er nun zunächst zur Belagerung der Kaiserstadt zurückkehren.Ein Versuch der Ungarn , diese zu entsetzen, scheiterte am 30. Oktober indem Gefecht bei Schwechat , durch welches sie genötigt wurden, ihrerseitshinter die Leitha zurückzugehen und dort das Weitere abzuwarten. Am31.Oktober war inzwischen Wien gefallen, und es trat nun ein Stillstandin den Operationen ein.
Am 2. Dezember dankte Kaiser Ferdinand , dessen Verheißungen für seineVölker ohne sichtlichen Erfolg geblieben waren, ab, und der jugendlicheFranz Josef I. bestieg den Thron. Ungarn erkannte den Wechsel jedochnicht an.
Der Kampf sollte nunmehr mit erhöhter Energie aufgenommen und eineschnelle Entscheidung herbeigeführt werden. Die österreichische Armee ander ungarischen Grenze zu beiden Seiten der Donau war auf 44 000Mann angewachsen und unter den Oberbefehl des Fürsten Windischgrätzgestellt worden. Nördlich und südlich standen noch weitere 13 500 Mann