Vormarsch zur jütischen Grenze
225
Der dänische General Hegermann, der mit der verstärkten Kavallerie-division und der von Fünen herbeigerufenen 7. und 8. Brigade Jütland schützen sollte, hatte diese Truppen bei Kolding und nördlich versammelt,wich aber den anrückenden Preußen aus, nahm mit der Kavalleriedivisionbei Veile, mit den übrigen Truppen bei Gudsö, halbwegs Kolding undFredericia Stellung und beobachtete sie. Nur unbedeutende Scharmützelunterbrachen die vorläufige Ruhe.
Es schien, als solle das Spiel von 1849 sich wiederholen. Auf Grundeiner, durch den nach Wien abgesendeten preußischen General v. Manteuffelerzielten, Verständigung mit Österreich wurde der Einmarsch nach Jütland indes gestattet, die Armee durch die 5. preußische Infanteriedivision ver-stärkt, und der Antrag des Prinzen Friedrich Karl auf Heranziehung einesBelagerungsparks nach Düppel genehmigt.
Die kurze Unterbrechung der Operationen war den Dänen dennoch zu-gute gekommen. Sie hatten ihre Truppen durch Ersatzmannschaften wie-der ergänzt, das ehedem aus Holsteinern bestehende 14. Infanterieregi-ment neu aufgestellt, Fredericia verstärkt und an allen wichtigen PunktenDampfer und Prahme zum Truppentransport zusammengebracht. Seitdem 1. März befehligte der sechsundsechzigjährige Generalleutnant Gerlachdie Armee.
In einer Denkschrift vom 4. März hatte General v. Moltke dargelegt,daß nach der Verstärkung des verbündeten Heeres, selbst wenn aus poli-tischen Gründen eine Brigade in Holstein zurückbleiben müsse, Kräfte genugvorhanden wären, um die Dänen am Vorbrechen aus Düppel oder Fredericia sowie an Landungsversuchen zu hindern und trotzdem mit 10- bis 15 000Mann Jütland dauernd zu besetzen. Damit hätte man für Verhandlungenein wertvolles Faustpfand in Händen. Das Oberkommando erhielt dieFreiheit des Handelns und setzte am 8. März die preußischen Gardengegen Fredericia , das österreichische Korps gegen Veile in Bewegung.
Die Garden warfen die Dänen von dem von 1849 her bekannten Elbodalzurück und nahmen eine dänische Kompagnie gefangen, wiederholten aberden Fehler der holsteinischen Division Bonins nicht, näher an die Festungheranzugehen, sondern blieben in dem eroberten Gelände stehen. Die Dänenwären auch hinreichend stark gewesen, ein unvorsichtiges Handeln zu strafen;denn General Lunding, der Kommandant, verfügte nicht nur über 12 Ba-taillone Festungsbesatzung, sondern anch über die dänische 8. und 9. Brigade,nebst 9 Eskadrons und 4 Batterien. Er hatte also Kräfte genug zu einemüberlegenen Vorstoß auf kurze Entfernung. Die Festung besaß über 200,allerdings fast ausschließlich glatte Geschütze und die notwendigen Festungs -
Frhr. v. d. Goltz, Kriegsgeschichte II 15