Der Kampf um den Geißberg
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v. Hartmann über Schweigen. Es fand Weißenburg, das bis 1867 nochFestung gewesen war und eine starke Stadtumfassung besaß, vom Feindebesetzt. Uni 8 Uhr früh eröffnete es von Schweigen her das Artillerie-feuer; lebhafter Kampf begann schnell. Der Feind leistete hinter Wallund Graben tapfere Gegenwehr. Unter diesen Umständen schien es zweck-mäßig, das links neben dem bayerischen Korps herankommende 5. Korpsunter General v. Kirchbach abzuwarten. Auch dieses fand heftigen Wider-stand am Bahnhof und in der östlichen Vorstadt. Das noch weiter öst-lich vorgegangene 11. Korps bog auf den Kanonendonner hin durch deuNiederwald ebenfalls westlich aus.
Wie bekannt, stand bei Weißenburg die Division Abel Douay vom1. französischen Korps, die aber zurzeit nnr 3 Bataillone, etwa 7000 Mann,mit 18 Geschützen stark war. Trotz ihrer Schwäche sollte sie ihre Stellunghalten und nahm den Angriff an. Die Stadt hatte sie mit einem Ba-taillon besetzt. Den Bahnhof mit seinen wertvollen Vorräten hielt einTurkoregiment — algerische Schützen — nebst einer Batterie. Das übrigewar auf dem dicht hinter Weißenburg vom Gebirge gegen Südosten zurEbne herabsteigenden Bergfuße verteilt, dessen Höhe das Schloß Geißbergund drei daneben stehende Pappeln krönten.
Während die Bayern ihre Anstrengungen weiter gegen die Nvrdseiteder Stadt richteten, griff das 5. Korps die Ostseite an und ging zugleichgegen die Front der Geißbergstellung vor, die vom 11. Armeekorps in derrechten Flanke umfaßt wurde.
General Abel Douay sah bald ein, daß er der großen Übermacht, allenBefehlen zum Trotz, werde weichen müssen. Um 10 Uhr früh beschloß erden Rückzug, der unter dem Schutze des am Schlosse stehenden rechtenFlügels ausgeführt werden sollte. Aber mitten in seinen Anordnungentraf ihn das tödliche Geschoß. Er fiel neben der Mitrailleusenbatterie derDivision bei den 3 Pappeln, gerade als eine Protze in die Luft flog.
General Pelle, der Verteidiger des Bahnhofs, hatte diesen geräumt, daer sich umfaßt fah und in die Gefahr geriet, eingeschlossen zu werden.Es war ihm gelungen, rechtzeitig den Geißberg zu erreichen, wo er nun-mehr den Oberbefehl übernahm. Weißenburg hielt sich noch trotz demFeuer einer vielfach überlegenen Artillerie. Endlich gelang es den baye-rischen Batterien, das an der Ostseite gelegene Landauer Tor in Trümmerzu legen. Die Angreifer ließen die Zugbrücke nieder und drangen in dieStadt ein; die Besatzung, schließlich am gegenüber gelegenen Bitscher Torezusammengedrängt, noch 500 Mann stark, streckte die Waffen. Um 12^ Uhrnachmittags war Weißenburg in deutscher Hand.