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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VIII. Der Krieg von 1870/71

bevor er Weiteres unternahm. Drüben hatten der Kaiser und Bazaineüberhaupt keinen bestimmten Beschluß gefaßt, Mac Mahon wollte nachlangem Hin- und Herschwanken die ihm jetzt anvertraute Armee, soweitsie schon eingetroffen war, vereinigen und am 7. August zum Angriffgegen die Sieger von Weißenburg vorgehen.

Für den 6. August war also von keiner Seite ein Kampf geplant, unddoch sollte er zwei blutige Schlachten bringen. Sind große Truppen-massen heutzutage einander so nahe gekommen wie hier, so trennen sie sichohne Kampf nicht wieder, zumal wenn eine der beiden kriegführendenParteien von Mut und Tatendrang derart erfüllt ist, wie damals diepreußisch-deutschen Truppen.

Die Schlacht von wörth am 6. August ^370(S. Skizze 39)

Geschlagen sollte von deutscher Seite nicht werden. Aber die Deutschendurften den Gegner nicht aus den Augen lassen, damit er nicht unbemerktabmarschiere. Die Vortruppen des S. Armeekorps erkundeten also am 6.früh emsig an der Sauer. Sie fanden Wörth vom Feinde frei und stiegendie westlichen Hänge empor. Dort trafen sie stärkere feindliche Kräfte undbrachen das Gefecht ab. Der Zweck war erreicht.

Südlich Wörth bei Gunstett gingen die Franzosen vor, wurden abervon den deutschen Schützenschwärmen an der Sauer zurückgewiesen.

Nördlich traten die bayerischen Vortruppen bei Langensulzbach aus demWaldgelände heraus, hörten den Kanonendonner von Wörth, und gingengegen die waldigen Höhen von Froeschwiller vor; denn das 2. bayerischeKorps hatte Befehl, wenn es von Wörth Kampfeslärm höre, in die linkeFlanke der dem Städtchen gegenüberstehenden Franzosen einzugreifen. DerKampf nahm schnell an Heftigkeit zu. Bis 10 Uhr vormittags waren10 Bataillone darin verwickelt aber er kam zum Stehen. Ein dem5. Korps zugedachter Befehl des Oberkommandos, den Kampf einzustellen,kam irrtümlich auf dem Gefechtsfelde der Bayern an. General v. Hart-mann, ein alter Waterlookämpfer, bemühte sich, seine Truppen zurückzu-holen. Aber noch ehe er damit fertig war, gab das 5. preußische KorpsNachricht, daß es angreifen werde, und nun nahmen auch die Bayern dasGefecht frisch wieder auf.

Dies war daher gekommen, daß der Generalstabschef des ö. Korps,Oberst v. Esch, nach dem Morgengefecht den Lärm von Langensulzbachhörte und fürchtete, die Bayern könnten erdrückt werden, wenn man sie