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VIII. Der Krieg von 1870/71
die französische nach kurzer Zeit zum Schweigen. Auch hier machte dieInfanterie den Versuch, sich am rechten Ufer festzusetzen. Sie durchwatetedie Sauer und drang in den Niederwald ein, wurde aber wieder zurück-geworfen.
Inzwischen hatte General v> Kirchbach den Befehl des Kronprinzen er-halten, „den Kampf nicht aufzunehmen und alles zu vermeiden, was einenneuen herbeiführen könnte", weil die Armee nur mit vereinten Kräftenfechten sollte. Er sah aber ein, daß ein Aufhalten jetzt nicht mehr mög-lich sei, und faßte den mannhaften Entschluß, dem Befehl entgegen ernst-haft anzugreifen. Diesen Entschluß teilte er dem Oberbefehlshaber undden beiden Nachbarkorps mit, die dem Rufe auch ohne Zögern folgten,aber vorerst keine großen Fortschritte machten.
Mac Mahons Stellung jenseits der Sauer war in der Front sehr stark.Die um 1S0 bis 200 Fuß von der völlig einzusehenden freien, 800 bis1000 Meter breiten, Talsohle der Sauer emporsteigenden, ziemlich steilenHänge boten einen trefflichen Überblick. Weinberge und Hopfenpflanzungen,Hecken, Mauern und Wald machten das geordnete Emporsteigen der An-greifer schwierig. Der Fluß vor der Front war zum Teil übermannstief.Nördlich lehnte sie sich an ziemlich ungangbares Waldgelände; südlichschwebte der Flügel in der Luft. Auf der Hochfläche begünstigten die Be-deckung aller Art sowie Alleen und feste Höfe die Verteidigung.
Die Truppenzahl war allerdings nicht ausreichend. Mac Mahon ver-fügte im Augenblicke nur über ungefähr 46 000 Mann, nämlich seineigenes Armeekorps, dessen Division Abel Douay bei Weißenburg so argmitgenommen worden war, und über die Division Conseil Dumesnil vom7. Korps. Die anderen Divisionen dieses Korps sammelten sich noch imsüdlichen Elsaß. Das bei Bitsch stehende 5. Korps, General de Failly ,war trotz vierfacher telegraphischer Mahnung am 6. noch nicht heranzu-bringen gewesen.
In der Front bei Wörth verwendete der Marschall seine 3. Division,Raoult, die 2., Pelle, stand rechts daneben etwas zurück bei Elsaßhausen.Die 1., Ducrot, bildete die zurückgebogene Flanke nördlich Froeschwiller.Südlich des Niederwaldes hielt eine besondere Gruppe, nämlich beim Al-brechtshäuserhof die 4. Division Lartigue nebst der KavalleriebrigadeMichel und dahinter bei Eberbach die Division Conseil Dumesnil. RückwärtsElsaßhausen und Froeschwiller waren außerdem die Kavalleriebrigade Sep-teuil und die zur allgemeinen Reserve der Armee gehörige KavalleriedivisionBonnemains verfügbar. Diese starke Kavallerie konnte jedoch in demunübersichtlichen, von Kulturen dicht bedeckten Gelände nicht viel nützen.