Rückzug der Nheinarmee
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sie auf. Die Vorhut vernahm den Kanonendonner erst bei Klein- und Groß-Rossel also zu spät, um noch wirksam eingreifen zu können. Immerhinhatte auch sie mittelbar zum Erfolge beigetragen.
Ganz anders sah es bei den Franzosen aus. Alle vier Divisionen des3. Korps hatten von St. Avold bis Saargemünd hin in erreichbarer Nähegestanden. Keine war eingetroffen; alle warteten auf Befehl oder warenzwecklos umhergeirrt, Frossard allein geblieben.
Die Verluste waren auch bei Spicheren schwere. Die preußischen Truppenerlitten zusammen eine Einbuße von 223 Offizieren, 4648 Mann anToten und Verwundeten, die Franzosen — einschließlich 12—1500 Ge-fangener — eine solche von 249 Offizieren, 3329 Mann.
Wenn auch hier der Erfolg kein derartiger war wie bei Wörth, sowirkte der Doppelsieg des 6. August doch wie ein Donnerschlag auf dieerstaunte Welt, zumal aber auf das herb enttäuschte Frankreich . DerRückzug der Rheinarmee von der Grenze begann.
Freilich schwand für die Deutschen damit die Aussicht auf die große ent-scheidende Schlacht. Der verfrühte Angriff bei Spicheren verschuldete dies.Er aber entsprang dem ungestümen Verlangen der Truppen, an den Feindzu kommen, dem Deutschland damals soviel zu danken hatte.
Auch der noch nicht auf der Höhe unserer Tage stehende Erkundungs-dienst der Kavallerie trug eine Mitschuld. Eben erst hatte Prinz FriedrichKarl das Beispiel moderner Verwendung großer Kavalleriemassen vor derArmee gegeben. Noch aber entsprach die Ausführung dem Gedanken nicht;es fehlte die Übung. Die Kavallerie verschleierte wohl; sie lüftete abernicht hinreichend den Vorhang, der den Feind verhüllte.
Überraschend war die Wirksamkeit der deutschen Artillerie hervorgetreten;sie wog die Überlegenheit des Chassepotgewehrs über das Zündnadelgewehrnahezu auf und nährte kräftig die Hoffnung auf fernere Erfolge. —
Der Doppelsieg vom 6. August befreite Deutschland von der Gefahr frem-der Einmischung und auch einer ernsten Bedrohung seiner Küsten. Diefranzösische Flotte war vor dieser erschienen, aber Frankreich konnte nichtmehr daran denken, ihr ein Landungskorps nachzusenden.
Unmittelbar nach den Schlachten glaubte man im deutschen Heere nochan die Möglichkeit einer großen Waffenentscheidung diesseits der Mosel ,falls Mac Mahon und die Hauptarmee sich vereinigen sollten. Die II. Armeeerhielt Befehl, am 8. August starke Streitkräfte nach ihrem linken Flügel,auf dem das 4. Korps marschierte, zu versammeln und in der Gegend