410
VIII. Der Krieg von 1870/71
Beim weiteren Vordringen gegen Süden stand die Gunst des Geländesganz auf französischer Seite. Eine Entscheidung konnte nur vom rechtenpreußischen Flügel herkommen. Aber General Frossard erkannte dies undverstärkte die Division Berge bei Stiring noch durch Teile von Bataille.Auch dort kamen die Augreifer nicht vorwärts. Die Versuche, den RotenBerg von jener Seite her zu stürmen, mißlangen unter schweren Ver-lusten. Vorübergehend geriet sogar der südöstliche Teil des StiringerWaldstücks wieder in französische Gewalt.
Endlich glückte es auf dem andern Flügel den eintreffenden Bataillonender S. Division, den Feind aus dem Gifertwald und vom Roten Berg ganzzu verdrängen. General v. Alvensleben, der kommandierende General des3. Armeekorps, war auf dem Schlachtfeld eingetroffen, hatte ausgesprochen,daß er den Angriff für einen Fehler halte, ihn aber, da er einmal imGange war, mit allen Kräften unterstützen werde. Unter unsäglichen Mühengelang es, auch Geschütze auf den Roten Berg zu bringen und so wenigstensden einmal gewonnenen Besitz sicher zu stellen. Gegen Einbruch der Dunkel-heit wurde von der goldenen Bremm her, bei der gleichfalls Verstärkungenvon der 5. Division eingetroffen waren, der Forbacher Berg erstiegen, undnun bedürfte es kaum noch des Erscheinens der 13. Division, die überVölklingen, Groß-Rossel mit ihrer Vorhut bei Forbach eintraf, um GeneralFrossard zur Räumung des so hartnäckig umstrittenen Schlachtfeldes zuveranlassen. Da die Chaussee nach St. Avold schon bedroht war, zog erweiter östlich ab und erreichte in der Nacht noch die Gegend von Saar-gemünd.
Auf dem Schlachtfelde war abends auch noch General v. Steinmetz ein-getroffen. Eine Verfolgung schloß sich durch die Ermattung der Kämpferund die Dunkelheit aus. In Stiring wurde noch lange in die Nachthinein gefochten; französische Abteilungen, die vom allgemeinen Rückzügeder Ihren nichts erfahren hatten, leisteten dort weitere Gegenwehr.
Der schwer errungene endliche Sieg war vor allem dem innigen kame-radschaftlichen Zusammenhange in der Preußischen Armee zu verdanken.Jeder Truppenteil, der herankommen konnte, war auf den Kanonendonnernach dem Schlachtfelde geeilt. Sogar vom weit entfernten 1. Armeekorpshatte eine eben aus Königsberg i. Pr. eingetroffene Batterie den Kampf-platz erreicht. Dies treue Zusammenhalten aller glich die Fehler, die imübereilten Beginn der Schlacht und im Mangel einheitlicher Führunglagen, am Ende aus und errang den Sieg. Er hätte entscheidender seinkönnen, wenn die 13. Division lebhafter gegen Forbach vorgegangen wäre;aber schlechte Wege und ein von den Ereignissen überholter Befehl hielten