Verschiedener Charakter der beiden Schlachten vom 6. August
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Infanterie kam unter schweren Verlusten nur bis zum Fuß der steile» Höhe,wo sie sich gegen das ihr entgegenschlagende Feuer soviel wie möglich deckte.
Erst als der rechte Flügel der 14. Division bei Stiriugen weitere Fort-schritte machte und auch gegen das an der Chaussee gelegene Gasthaus zurgoldenen Brennn vordrang, entschloß sich General v. Kamele um 3 Uhrnachmittags, den Sturm zu befehlen. Das Füsilierbataillon des 77. Regi-ments erklomm die steilen Hänge und warf sich auf die französischenJäger, welche den Rand verteidigten. Diese wichen, nahmen aber die Gegen-wehr bald wieder auf. Ein zweiter Angriff wurde nötig, und gerade indiesem Augenblicke traf drüben die Spitze der Division Bataille auf demKampfplatze ein. Ein Stutzen folgte. Zu gleicher Zeit aber erschien nocheine frische Kompagnie der preußischen Brigade Franyois auf der Höhe;der General selbst stellte sich an ihre Spitze und führte sie vor. Von5 Kugeln durchbohrt, sank er zu Boden. Im Augenblicke war jedoch einRückschlag verhütet.
Die weit auseiuandergezogene 14. Division vermochte indessen den imersten Ansturm kühn eroberten Höhenrand nicht zu behaupten. Ihre dünneLinie wurde allmählich von der sich mehr und mehr entwickelnden Über-macht der Franzosen zurückgedrängt. Teile davon wichen bis zum Winter-berge, andere behaupteten sich am waldigen Höhenrande. Das Gefecht ver-lor jede regelmäßige Gestalt, als Hilfe eintraf.
Um 4 Uhr langten die ersten Truppen vom 8. Korps auf dem Gefechts-felde au, mit ihnen General v. Goeben, der sie gegen den roten Berg undden Gifertwald vorschickte und 6 Batterien auf der Folster Höhe und demGalgenberge zusammenbrachte.
Bald erschienen auch Truppen der 5. Division, zum Teil bataillons-weise mit der Bahn herankommend. General v. Goeben wies ihnen dieRichtung nach den Punkten zu, wo es am bedrohlichsten stand, und siegriffen ein, wie sie es gerade am zweckmäßigsten fanden. Namentlich amRoten Berg bildete sich ein schwer entwirrbarer Knäuel der drei beteiligtenKorps. Der gute Wille und die preußische Waffenbrüderschaft warendas Band, das sie vereinigte.
Um 4^/2 Uhr wechselte der Oberbefehl; General v. Zastrow war ange-kommen. Immer mehr Truppen erschienen. Gegen 6 Uhr nachmittagsarbeiteten sich im Kampfe am Höhenrande an 40 Kompagnien, ohne obereLeitung, aber doch iin Einverständnisse miteinander handelnd, allmählichwieder vorwärts. Ein neuer Ansturm der Franzosen wurde durch daseben eintreffende Grenadierregiment 12 vom 3. Korps abgewiesen. SeinOberst v. Reuter fiel.