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VIII. Der Krieg von 1870/71
Divisionen, die so auf eigenen Gefechtsfeldern verwendet wurden. Hierdrängten sich Regimenter und Bataillone in buntem Gemisch durch Saar-brücken hindurch an den Feind heran. Bei Wörth war es möglich, imzweiten Teile der Schlacht eine planmäßige Durchführung des Angriffszustande zu bringen. Hier dauerte, bei mehrfachem Wechsel des Oberbe-fehls, das Gewirr der Einzelangriffe bis zum Ende fort, und sie kamennur durch den allgemeinen Drang nach vorwärts, der jedem Beteiligteninnewohnte, in Znsammenhang. War Wörth eine Prüfung der höherenFührung, so fand hier die Prüfung der niederen Führung und derTruppe statt.
Der vor den Angreifern gelegene Höhenrand zwischen Stiring-Wendel und St. Arnual steigt steil, vielfach felsig und bewaldet, an 300 Fuß hochaus flachem Hügelgelände von Saarbrücken empor. Er war besetzt, aberder Ansicht der preußischen Führer nach nur noch zur Deckung eines Rück-zuges. Dieser sollte zum Stehen gebracht werden.
In der Mitte des Randes springt, nördlich Spicheren, eine scharf ge-schnittene, in Felsabsätzen steil abstürzende Bergnase — der rote Berg —gegen das flachere Gelände vor. Dort stand französische Artillerie, welchedie Ankömmlinge unter Feuer nahm. Wollte man Ruhe haben, so mußteder Vorsprung genommen werden. Die vordersten Bataillone der 14. Divisionwendeten sich gegen ihn, andere gegen den Stiftswald in weitauseinander-gezogener Linie. Vom Winter- und Galgenberg her unterstützte sie dieeigene Artillerie. Es gelang, den Bergrand zu ersteigen und durch denWaldstreisen bis zur freien Hochfläche zu gelangen. Dort sahen dieStürmenden sich den großen französischen Zeltlagern von Spicheren gegen-über. Die Versuche, aus dem Holze herauszutreten, scheiterten, heftigesGeschütz- und Gewehrfeuer schlug den preußischen Schützenschwärmen ent-gegen. Sie blieben auf den Besitz des waldigen Abhangs beschränkt.
Weiter westlich gingen preußische Kompagnien zu beiden Seiten derBahnlinie vor, nahmen das Stiringer Waldstück und ein Gebäude amNordrande von Alt-Stiringen, sowie die alten Kohlengruben.
Die Franzosen , aus den Lagern aufgescheucht, entwickelten sich; dieDivision Laveaucoupet rechts gegenüber dem Gifertwalde, die Division Vergelinks bei Stiring-Wendel . Die Division Bataille blieb zunächst dahinterwestlich von Spicheren . Bald aber schob sie sich zwischen den beiden andernDivisionen in die vordere Linie ein.
Noch hielten die Franzosen auch den Roten Berg, obwohl die Angreiferschon den Gifertwald inne hatten. Den preußischen Batterien auf demGalgenberge gelang es, das Feuer der französischen zu dämpfen, aber die