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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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VIII, Der Krieg von 1870/71

Nancy zugewiesen. Das große Hauptquartier ging zunächst nach Saar-brücken.

Die Reiterei aber wurde weit voraus gesandt und streifte bald bis anund über die Mosel . Sie zwang sogar Teile des 6. französischen Korps,die noch auf der Eisenbahn von ClMons herankamen, zur Umkehr, ent-deckte aber auch die Stellung der Franzosen vor Metz . Der Gedanke andie Möglichkeit einer französischen Offensive in dem Augenblick, wo dieDeutschen im Moselübergange begriffen waren, lag nicht fern. Tatsächlichist sie von Bazaine gewollt, vom Kaiser aber widerraten worden. Aufdeutscher Seite erschien jedoch Vorsicht geboten. Wie trübe der innereZustand der französischen Armee schon geworden war, konnte man nichterkennen. Man traute ihr mehr zu, als sie zu leisten imstande war.

Infolgedessen ließ Moltke die I. Armee am 13. August nur bis an diefranzösische Nied vorgehen, die II. bis zur Chaussee Metz-ClMeau Sa-lins, während die HI. den Marsch auf Luneville Nancy fortsetzte. DerKönig kam nach Herny. Nun erreichte die Spitze der II. Armee an diesemTage zwar schon Pont-ä-Mousson und den dort erhalten gebliebenenMoselübergang. Sie mußte aber noch die Korps ihres rechten Flügelszu einer vielleicht notwendig werdenden Unterstützung der I. Armee amrechten Moselufer bereithalten.

Die dicht bebaute, von Dörfern, Gärten, Weinbergen, Parkanlagen,Wäldchen und Pflanzungen aller Art bedeckte Umgebung von Metz ließsich von außen her nicht übersehen. Starke Truppenmassen konnten dortlagern, ohne entdeckt zu werden. Täuschungen über den Feind bliebenmöglich. Die I. Armee sollte deshalb auch am 14. August an der fran-zösischen Nied stehenbleiben, die II. Wohl weiter gegen die Mosel vor-rücken, aber das 3. und 9. Korps auf ihrem rechten Flügel noch anhalten.Die Kavallerie hatte freie Hand, über die Mosel hinauszueilen.

Tatsächlich war die französische Hauptarmee, jetzt aus der Garde, dem2., 3., 4. und 6. Korps, sowie aus der Brigade Lapasfet des ö. Korpsbestehend 175 bis 200 000 Mann stark noch immer dicht östlich Metzversammelt. Doch war Bazaine endlich entschlossen, den Befehlen desKaisers folgend, abzumarschieren. Er sollte sein Heer zunächst nach Ver-dun zurückführen. Aber die Verhältnisse des Oberkommandos waren nochnicht geregelt, die Arbeit in demselben nicht geordnet. Den ihm vom Kaiserbeigegebenen Generalstabschef Jarras hielt er mehr für einen Aufpasser alseinen ergebenen Gehilfen. Für den schwierigen Durchmarsch durch Metz,der nur bei sorgfältigen Anordnungen ohne Stockung gelingen konnte, wurdenichts vorbereitet. Den Befehlen mangelte Gründlichkeit und Sorgfalt.