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2 (1914) Im Zeitalter Kaiser Wilhelms des Siegreichen
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Erbitterter Kampf an der Pappelallee bei Colombey

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Höhenrand, die Pappelallee und das Tannenwäldchen. Erbitterter Kampfwogte hin und her. Die den übrigen Truppen vorausgeeilte Artilleriebrachte dabei energische Hilfe. Es dauerte nicht lange, bis 60 Geschützeauf diesem Teil des Schlachtfeldes gegen die französischen Stellungen inTätigkeit waren.

Weiter nördlich ging die 1. Division über Lauvallier vor und erstiegden Höhenrand. Die 2. wandte sich durch den Grund von Vallieres überNouilly gegen Mey und das davor gelegene Waldstück, die beide im erstenAnlauf genommen wurden. Dann trat aber auch hier der Stillstand ein.Mit Mühe behaupteten sich die kühnen Angreifer. Es war ein Augen-blick wie derjenige bei Spicheren, als die 14. Division den Höhenrand imersten Ansturm genommen hatte, dann aber sich dem überlegenen Feindegegenübersah und nicht weiter vorwärts konnte.

Während des nun folgenden stehenden Gefechts gingen einige preußischeBatterien über la Planchette vor, um aus kürzerer Entfernung die feind-lichen Linien unter wirksames Feuer zu nehmen. Allmählich begannen auchdie Franzosen gegen Bellecroix und Borny zurückzuweichen; doch dauerteder Kampf mit unverminderter Heftigkeit fort. Erst um 6^ Uhr nach-mittags waren das Tannenwäldchen und die Pappelallee endgültig indeutscher Hand. Aber eine neue Wendung trat ein.

Das auf dem linken Flügel der französischen Armee im Zurückgehenbegriffene 4. Korps unter General Ladmirault war auf den Kanonen-donner hin wieder umgekehrt und um 6 Uhr nachmittags auf der Straßegegen Villers-L'Orme zur Umfassung des rechten preußischen Flügelsvorgegangen. Mey und das Wäldchen gingen verloren. Ein Umschlagauf dem preußischen rechten Flügel drohte. Aber General v. Manteuffelwar glücklicherweise auf dieses Ereignis vorbereitet und vermochte starkeArtillerie am Vallieresbach mit der Front gegen Norden zu entwickeln.So hielt er das französische Vordringen von der Flanke her auf. Zugleichschob er seine noch verfügbare 4. Brigade der feindlichen Umfassung ent-gegen. Es glückte, den drohenden Stoß bei Villers L'Orme und beiNouilly , um das der Kampf hin und her wogte, abzuwehren. Diepreußische Artillerie nahm auch hier den kräftigsten Anteil; nach und nachtraten im ganzen 90 Geschütze auf Manteuffels Gefechtsfeld in Tätigkeit.

Auf Zastrows Kampfplatz erschienen inzwischen die beiden noch fehlen-den Brigaden; die eine, die 23., ging, bei Colombey südlich vorbei, gegenla Grange-aux-bois vor und nahm es. Die andere, die 27., stellte sichin der Reserve bei Coiucy auf. Noch weiter südlich traf jetzt auch die1. Kavalleriedivision und, vom äußersteu rechten Flügel der II. Armee her,

Frhr. v. d, Goltz, Kriegsgeschichte II 27