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I. Vorläufer des 19. Jahrhunderts.
gekommen war, nachgewiesen hatte, woher er seine neue Weisheithatte, schrieb er ein Bnch, welches Brown in Grnnd und Bodenverdammte.
Der Streit, der sich daraus entwickelte, machte das medizinischeDeutschland ansmerksam, und so konnte es kommen, daß bald allent-halben die Erregungstheorie Anhänger und Gegner fand. Zweigewichtige Anhänger verfielen in späteren Jahren teils der Natur-philosophie, teils dem Mysticismus: Marcus und Röschlaub,beide Lehrer iu Bamberg . Während ersterer anfänglich die neueLehre hiuuahm, wie sie gegeben war, suchte Röschlaub sie zu modi-fizieren, indem er nach Entdeckung des Sauerstoffs die Oxydationund Desoxydation als Ursachen größerer und geringerer Erregbar-keit ausfaßte; aber wenn wir die Arzneibücher des BambergerHospitales aus der damaligen Zeit nachlesen, finden wir, wiebeide doch praktisch dem Brownianismus versacken waren. Undeigenartig ist die Lektüre der 30 Axiome Nöschlaubs, deren Kennt-nis die Heilung jeder überhaupt uoch heilbaren Krankheit garantiert.
Am weitesten ging Giovanni Nasori (1762—1837), der zu-erst ein großer Anhänger Browns gewesen war, dauu aber nachschlechten Erfahrnngen, die er bei einer Typhus-Epidemie gemachthatte, einsehen gelernt hatte, daß man mit dem System, wie esgegeben war, nicht anskommen kvnnte. Dies führte ihn dazu, dieLehre weiter auszubauen und die Begriffe: „Stimolo" und„Contrastimolo" aufzustellen. Nach seiner Überzeugung giebtes auch Einflüsse, welche die Erregung herabsetzen uud so ersander therapeutisch die „Gegenreize" (Arsen, Brechweiusteiu, Amara,Narkvtika). Weil aber Stimulus und Contrastimulus manchmalbei der gleichen Krankheit wechseln, empfahl er den Probe-aderlaß. Dieser letztere, die Digitalis nnd der Brechweiusteiuspielten in seinen Nerordnungen eine große Rolle. Bou der Be-handlung, die damals unter der Ägide Rasoris in Italien Platzgegriffen hatte und zwischen Aderlässen bis zur Verblutuug uudder Darreichung von Brechweinstein (bis zu sechs Gramm täglich)schwankte, erzählt Basch Beispiele, die sich anhören wie ein Mord.Fälle, deren Natur aus der korrekten Beschreibung dem modernenArzte völlig klar und unbedenklich erscheint, werden durch die