Mesmer und seine Schule.
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(1749—1812), Chr. Heinrich Pfaff und Joh. Stieglitz (1767bis 1840). —
Wir möchten in erster Linie auf Justinus Kern er zurück-kommen, dessen Lebensschicksale in mehr als einer Hinsicht Interessebieten. Während er in ärztlichen Kreisen durch recht prosaischeArbeiten (über Wurstvergiftung) bekannt wurde, zog er die Auf-merksamkeit der gebildeten Welt durch seine Seherin von Prevorstund die späteren Studien über tierischen Magnetismus auf sich,wie er auch durch seine stimmungsvollen Gedichte, in denen erstets das Thema des romantischen Heimwehs nach dem Jenseitsvariierte, Vieler Herzen mit rätselhafter Gewalt an sich fesselte.In seinen „Blättern aus Prevorst, Originalien und Lese-früchte für das innere Leben" und in der Fortsetzung: „Magi-kon, Archiv für Betrachtungen aus dem Gebiet der Geister-kunde und des magnetischen nnd magischen Lebens" (von1831—1839 und 1840—1853) sammelte er einen großen Teilder gleichzeitigen Litteratur über den tierischen Magnetismus, undsein Haus wurde der Sammelpunkt aller Mystiker und Anhängerder spiritnalistischen Richtung. Wenn man anch Kern er in keinemFalle nachreden kann, daß er selbst die Wahrheit gebeugt hat, soist er doch, vielleicht gegen seine Willen, das geistige Haupt einerReihe von Phantasten geworden, denen die wissenschaftliche For-schung die Anerkennung und jede Existenzberechtigung' abspricht.Nicht zum geringsten Teile ist daran gerade die „Seherin vonPrevorst" schuld, jenes Buch, das eiue Hysterika diktierte und dasein Gläubiger schrieb. —
Gmelin verbreitete die Lehre in Süddentschland und be-zeichnete den tierischen Magnetismus als animalisierte Elektrizität,Wilbrand verwarf alles mystische Beiwerk und wollte, daß dieErscheinungen durch exakte Forschung auf eine wissenschaftlicheBasis gestellt würden, Ennemoser endlich war der extremste undtreueste Waffengesährte Mesmers. Er scheute sich selbst vor demVersuche nicht, das Tischrücken wissenschaftlich zu begründen. Wieweit er giug, zeigt sein Vorschlag, man müsse die Kinder imMutterleibe, die Früchte auf dem Felde magnetifieren, um hervor-ragend ausgestattete Nachkommenschaft zn erzielen.
Müller, Organ. Naturw. 2