Print 
Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Place and Date of Creation
Page
25
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

Hahnemanns Schule.

25

Anfänglich hat man, wie es scheint, Hahnemann wenig Beachtunggeschenkt, jedenfalls hat die erste Veröffentlichung, welche im Jahre1796 erfolgte, keinen Widerspruch erfahren. Daß Hufeland sichsympathisch äußerte, war für Hahnemann nur günstig. Damalsbewegte er sich noch auf reiu wissenschaftlichem Boden, erachtete die Ansichten anderer und wnrde nicht aggressiv gegen dieAllopathie". Später sollte das anders werden. ImOrgauon"trat er schon selbstbewußter aus, er stellte sich in Gegensatz zurSchulmedizin und so entbrannte ein Kampf, der mit unwürdigenMitteln geführt wnrde, ein Kampf, bei dem das hilfesuchendeLaienpublikum nicht nur schadeufroher Zuschauer war, sondern andem es sich schließlich auch aktiv beteiligte. Wir haben es ja auchselbst erlebt, daß Kneipps Wasserheilmethode lange Jahre unterder Asche glimmte; erst als die Angriffe auf die Wissenschaftkamen, als sich gebildete Ärzte nicht scheuten, auf Seite der Laiengegeu Kollegen zu kämpfen, dann erst wnrde dasHeilverfahren"bekannt und eroberte sich die Welt. Die Menschen machen immerwieder dieselben Thorheiten, am meisten am eigenen Leibe!

Um übrigens streng historisch vorzugehen, müssen wir unter-scheiden zwischen der Lehre Hahnemanns und der seiner Schüler,denn von letzteren wurde vieles verbessert und verbösert. Dieersten Ärzte, welche offen Partei für die Homöopathie nahmen,waren Moritz Müller, Wilhelm Groß nnd Eduard Stapf; die-selben gründeten gemeinsam dasArchiv für die homöopathischeHeilkunst" (1822). Im Jahre 1829 wurde derallgemeinehomöopathische Verein" mit dem Hauptsitz iu Leipzig errichtet.Es entstanden sogar in Wien und Leipzig Hospitäler, in denennur nach der neuen Methode behandelt wnrde. (1832.) Die Polizeistrich den Anhängern Hahnemanns das Dispensierrecht, was ihnenin anderen Provinzen wieder gewährt wurde. Kurz, der Kampstobte allseitig uud brach endlich im eigenen Lager ans, weil Hahne-mann im Leipziger Tageblatt (3. November 1832) gegen die Be-rufung seines Anhängers Moritz Müller zum Chefarzt des Leip-ziger homöopathischen Spitals protestierte. Es entwickelte sichdaraus ein öder Streit, der nach vier Jahren dadurch gekröntwurde, daß der an Müllers Stelle ernannte Dr. Fickel öffentlich