64
II. Anatomie und Entwickelungsgeschichte.
wickelt, dieses^also im Zeuguugsvvrgaug dieselbe Bedeutung beimWeibe hat, wie die Samenfäden beim Manne, Mit der Entdeckungdes Säugetiereies im Ovarium feierten die Baerschen Untersuchungenihren höchsten Triumph, denn darauf fußt die ganze derzeitigeLehre von der Zeugung und Entwickelung des Embryo, v. Baerwar einer der wenigen Glücklichen, deren Forschungen bald all-gemeine Anerkennung fanden, so konnte es nicht fehlen, daß ergleich wie Koelliker, dem auch nur wenig Widerspruch die Freudeam Forschen nahm, auf der einmal beschrittenen Bahn weitergehendneue bahnbrechende Entdecktingen machte. Schon kurz nach seinerersten Veröffentlichung bestätigte Burkhard W. Seiler (1779—1843)in dem Werke: „Die Gebärmutter und das Ei des Menschenin den ersten Schwangerschafsmonaten" (1832), in welchemdie Veränderung des Eies von dem Platzen des GraafschenFollikels bis zu den Veränderungen durch die Konzeption und derBildung der Eihäute in systematischer Weise und an der Hand vonvorzüglichen Abbildungen geschildert wird, die Baerschen Beob-achtungen.
Unter den Arbeiten, welche sich an die Baerschen Entdeckungenanschlössen, sind die von Rudvlph Wagner, Rathke und JohannesMüller zu nennen. Rudolph Wagner (1805—1864) starb alsProfessor der Anatomie und Zoologie in Göttingeu, nachdem erschon in Erlangen Zoologie gelehrt hatte. Er war der erste, welcherden Keimfleck nachwies und sich um die Entwickelungsgeschichte derDecidua wesentlich verdient machte. Von Bedeutung ist auch eineArbeit über die Entwickelung der Samentierchen, deren tierischenCharakter er leugnete, weshalb er die Bezeichnung „Samenfäden"einführte, eine Ansicht, die von Koelliker (1846) als richtig er-kannt wurde. Er gab 1834 eine Zoologie heraus, in welcher erdie Systeme und Organe vom physiologischen Standpunkte ausdarstellte. — Martin Heinrich Rathke (1793—1860) war der Nach-folger von Baers in Königsberg. Seine Arbeiten bewegten sichmeist ans dem Gebiete der Zoologie; so befaßte er sich mit derEntwickelungsgeschichte der Wirbeltiere und bevorzugte die Ent-stehuug der Sexualwerkzeuge, ferner behandelte er die Atmungs-organe der Vögel und Wirbeltiere und wies uach, daß die Wolff-