Ausländische Anatomen. 75

Es ist selbstverständlich, daß in einer so aufivärtsftrebendeuDisziplin mir ein kleiner Teil der Autoren und deren Arbeitenberücksichtigt werden kann. — Wir haben früher schon gesehen, daßdie Brüder Hertwig die Befruchtung in ein neues Licht gesetzthatten; den Furchuugsprozeß hatte vor allen anderen Koellikerverstündlich gemacht, auch die Entwickelung der Keimblattlehre istfast nur das Verdienst deutscher Forscher uud ging von Würzburg aus, wo Döllinger mit seinen Schülern Pander und v. Baerschaffte. His hat die Theorie vom Archiblast und Parablast auf-gestellt und daraus die für die Anatomie so wichtige Unterscheidungvon den Epithelien und Endothelien gegründet; er nahm an, daßim mittleren Keimblatt zweierlei Anlagen vorhanden sind, von denendie eine ihren epithelialen Charakter beibchält lind sich zn Muskelnund Epithelien umgestaltet, während die andere sich im Allgemeinenam Aufbau des Embryo beteiligt, ohne eine bestimmte Funktion zuübernehmen. Diese Theorie ist noch nicht umgestoßen worden,wenn auch die beiden Hertwig mit ihren Mesenchymzellen gegendie Parablastzellen von His angekämpft haben. — Wir habenschon früher andeuten können, daß die Präsormationslehre durch dieTheorie von der Epigenesis verdrängt wurde uud müssen nochmalskurz darauf zurückkommen, weil auch in diesem Punkte die Ansichtender Embryologen wesentlich verschieden sind und häusige Kämpfegeführt wurden, die freilich fchvn vor langen Jahren zu Eude ge-gangen sind. Man nahm früher an, daß es wie Haller sagt,kein Werden giebt, svndern daß in dem embryonalen Körper, oderim Ei alle Organe enthalten sind, welche der ausgewachsene Orga-nismus hat. Dieses Dogma der Präfvrmation war bis zur Mittedes 18. Jahrhunderts unerschüttert, bis Kaspar Friedrich Wolfsmit seiner „^kisoria, AenerktioniL" die Lehre von der Epi-genesis entgegenstellte, nach welcher der Keim im Anfange nichtsanderes ist als ein unorganisierter, von den Sexunlorgauen derEltern ausgeschiedener Stoff, der sich erst durch die Befruchtunginfolge eines bestimmten Entwickelungsprozesses langsam organisiert.Wir wissen aus dem Vorhergehenden, daß Wolsf zu Lebzeitennicht auerkaunt wurde. Die Auhänger der Präsormationslehrehatten noch einen großen Zweifel, sie wußten nicht, ob der vor-