III. Pathologische Anatomie.
gerufen werden; die Untersucher haben also die Pflicht, die Wirkungdieser Organismen eingehend zu studieren. Ein solcher Parasit,sei es, daß er tierischer oder Pflanzlicher Natur ist, kann nun eineKrankheit verursachen, aber er ist an sich keine Krankheit. Dassehen wir daraus, daß sich am Körper des gesunden Menschen allemöglichen pathogenen Pilze finden, ohne daß der Körper krank istoder krank zu werden braucht. Immer hat Virchow betont, daßes nicht die Mikroorganismen allein sind, welche die Krankheitauslösen, sondern, daß die Schädlichkeit vielfach in den Produktender Gärungspilze zu suchen ist; es sind dies giftige Stoffe vonrein chemischer Wirkung, die erst nach dem Eindringen der Pilzeentstanden sind und auf deren Entstehung die Infektionskrankheitenberuhen. So hat Selmi die Ptomaine, Brieger die Toxiuegefunden.
Es läßt sich nicht leugueu, daß die moderne pathologischeAnatomie sich fast ausschließlich mit der Bakterienkunde abgiebt,da diese wenigstens den Hauptteil der Arbeitskraft der Pathologenin Anspruch nimmt; man hat für die schlimmsten kontagiöseu undinfektiösen Krankheiten die schuldigen Bakterien gefnnden und auchdurch das Tierexperiment deren Wirksamkeit erhärtet. Freilich istder Nachweis der bakteriellen Krankheitsursache noch nicht bei allenKrankheiten gelungen, wir erinnern an die Hundswut und vorallem an die bösartigen Neubildungen, welche sich auch wie an-steckende Krankheiten im Körper verbreiten. Für die Wissenschaftliegt ein Trost darin, daß bei allem Enthusiasmus der Gegenwartetwaige Trugschlüsse durch die geuaue Kontrolle, welche die For-schung heute auserlegt, ziemlich ausgeschlossen sind. — Die aus derBakteriologie entstandene Serumtherapie bezeichnet Birchow Praktischals einen unerwarteten Erfolg, theoretisch dagegen als einen Rückfallin längst vergessene Fvrmeln. Man kann sie nicht, wie einigeEnthusiasten thun, als einen Triumph der alten Humoralpathologicansehen, sondern höchstens in ihr eine Art von Hämatopathologieerkennen. Es ist ja richtig, daß faulige Stoffe, welche sich im Bluteerzeugen oder von außen her in das Blut eingeführt werden, eineschädliche Wirkung auf den Körper ausüben, aber man hat keinRecht, anzunehmen, daß die Zellen des Körpers dabei außer Be-