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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Elektrische Erregbarkeit,

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Pflüger das Zuckungsgesetz. Beim Ztromschlnß erfolgt eineZuckung an der Kathode, in dem Momente, in welchem derKatelektrotouus eintritt; beim Öffnen des Stromes zeigt sich dieReizung an der Anode und zwar in dem Augenblick, Um derAnelektrotonus aushört. Der beim Eintritt des Katelektrotonusentstehende Reiz ist stärker, als der durch das Verschwinden desAnelektrotonus ausgeloste. Die Stärke der Neizung hängt ab vonder Stromesschwauknug. Je unvermittelter die Stromdichtigkeitschwankt, um so häusiger, je langsamer der Strom einschleicht, umso geringer die Zuckung. Dauert der Strom weniger lang, als0,0015 Sekunden, so wirkt er nicht auf den Nerven (A. Fick), beieiner gewissen Stärke bleibt der Bewegungsnerv im Erreguugs-zustand (Schließungstetanus, Pflüger).

Die Schnelligkeit der Erregungsleitnng im Nerven beträgt fürdie motorischen Nerven des Menschen in der Sekuude 33,9 m(Helmholtz). Diese Schnelligkeit wird verlangsamt durch Kälteund durch stärkere Erwärmuug. Im sensiblen Nerven ist dieLeitungsgeschwindigkeit eine ebenso große wie im motorischen, ehernoch eine raschere, jedoch sind die diesbezüglichen Untersuchungennoch nicht übereinstimmend. Die Eutartuugsreaktiou hat manzu diagnostischen Zwecken verwertet uud gesunden, daß zuerst beiNerveildegenerationen (Lähmungen) die faradische Erregbarkeit ab-nimmt und völlig verschwindet, während die galvanische Erreg-barkeit noch steigt, später nimmt auch diese ab. Die Anoden-schließnngszuckung prävaliert gegenüber der Kathodenschließungs-znckuug. Während man bei Krämpfen den faradischen Strom zu>Vilse zieht, benutzt man bei Neuralgien entweder denselben Strom,um eine Überreizung zu stände zu bringen, oder mau bedient sichdes konstanten Stromes, mit dem man nach Remak die krankhasteStelle durch Versetzung in den Anelektrotonns in der Erregungherabsetzt.

Zu genauen Untersuchungen braucht man auch ein gularbeitendes Galvanometer, dessen Ausschlag bekannt ist; zu diesemZwecke hat Edelmann sein Einheitsgalvanvmeter angegeben,bei dem die galvanische Erregbarkeit des Menschen um 2,3 Milli-Amperes schwankt. Westphal fand, daß der Neugeborene stärkerer