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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Muskelphysiologie.

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kommene ist, daß der belastete Muskel sich nur wenig ausdehnt,aber vollständig zu seiner früheren Ausdehnung zurückkehrt. Dergleiche Forscher fand noch, daß der größte Ausschlag ansäuglich er-folgt, weun die Belastung noch eine geringe ist und abnimmt,je stärker dieselbe wird. Thätige Muskeln werden durch Gewichtenoch mehr ausgedehnt als ruhende. Schwann verglich deu thätigenMuskel mit einer gespannten, laugen Spiralfeder, deren Aus-dehnung auch um so geringer wird, je mehr sie bereits belastetist. Nach Schmulewitsch hat der gedehnte Muskel ein ge-ringeres Volumen als der kontrahierte und Wertheim faud denSatz, daß die Dehnungskurve in Form einer Hyperbel verläuft.Nach Roßbach wird die Elastizität des Muskels durch Physostigminerhöht und durch Verartrin vermindert und nach Lewin steigertTannin die Elastizität. Ähnliche Elastizitätsverhältnisse findensich bei den Gefäßen, so daß Wundt auf sie das allgemeineElastizitätsgesetz anweuden zu können glaubte. Abweichungen davonkonstatierte Bardeleben, nach dem normale Venen um die Hälfteihres Volumens gedehnt werden können, ohne Schaden zu nehme».Wie groß die Widerstandsfähigkeit der Gefäße ist, beweisen die Ver-suche vou A. W. Volkmann, bei denen eine Carotis erst daunzerriß, nachdem der Jnnendruck nm das Vierzehnfache gesteigertworden war. Grehant uud Quiuauaud sauden, daß die Carotisnnd andere gleich große Gefäße des Menschen eiuen Druck biszu acht Atmosphären aushalten.

Gehen wir zu der Stromgeschwiudigkeit des Blutes in denGefäßen über, so verdanken wir Vierordt die wesentlichsten Be-lehrungen. Da sich der Querschnitt des Strombettes von derAorta zu den Capillaren ständig vergrößert, so muß die Strom-geschwindigkeit logischer Weise abnehmen. Nach Volkmann fließtbei den Säugetieren in den Kapillaren das Blut 500 mal lang-samer als in der Aorta. Der Pulsschlag erzeugt eine Zunahmeder Stromgeschwindigkeit; Vierordt hat den Geschwindigkeits-zuwachs nach der Znsammenziehnng des Herzens gegenüber derpulslosen Zeit auf ^^ berechnet; auch die Respiration be-schleunigt den Blutstrom, worüber die interessanten Versuche vonKowalewsky und Dogiel beim kurarisierten Tiere Ausschluß

Müller, Organ. Naturw, 9