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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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IV. Physiologie.

geben. Eine vielfach gestellte Frage, wielange das Blnt braucht,um den Körper zu durchlaufen, wurde von Eduard Hering (1829)dadurch gelöst, daß er einem Pferde Kaliumeiseucyanür iu eineVene einspritzte uud nuu beobachtete, wann diese Substanz in demAderlaßblut der anderen Seite nachweisbar war. Es zeigte sichdabei, daß beim Meuschen, wenn mau die beim Pferde gefundenenWerte auf den Menschen umrechnet, der Blntumlauf etwa 23 Se-kunden dauert. In dieser Zeit zieht sich das Herz 27 mal zu-sammen Daraus und aus der Ventrikelkapazität hat Vierordtdie Blutmenge des Menschen berechnet und faud ^ des Körper-gewichts.

Die Arbeit des Herzens hat Julius Robert Mayer berechuetund kam zu dem Resultate, daß beide Ventrikel in 24 Stunden87 000 Kilogrammeter leisten, also den vierten Teil dessen, wasein kräftiger Arbeiter in 8 Stuuden hinter sich bringt. In Wärme-einheiten umgesetzt, entspricht die lebendige Kraft des Herzens204 000 Wärmeeinheiten. Die Bewegung in den Kapillaren istinsoferne eine höchst interessante, als sich die roten Blutkörperchennur in der Mitte der Gefäße bewegen, wogegen die Weißen Blut-körperchen mehr an der Wand der Gefäße fortgleiten. Gegen dieWand der Gefäße zn beobachtet man eine durchsichtige Plasma-schicht, den sogenanntenPoiseuilleschen Raum", der aber nachRnd. Wagner an den kleinsten Gefäßen der Lungen sehleu soll.Warum gerade die Leukocyten sich wandständig bewegen, das erklärteSchklarewski (1868) durch den Besund, daß in den Kapillarenüberhaupt die leichtesten Körper an die Wand gedrängt werden,während die spezifisch schwereren die Mitte des Stromes einhalten.Donders fand noch eine andere Erklärung in der Klebrigkeit derLentveyten, welche einmal an die Wand gedrückt, dieselbe uichtmehr verlassen können. Dadurch ist auch deren leichte Aus-wanderung begründet, welche zuerst Dutrochet (1824) und dannWaller (1846) beschreiben konnte. Erst Cohnheim gelang es,darin das Wesen der Entzündung zu entdecken, indem er zeigte,daß sich die Weiße» Blutkörperchen, sobald sie die Gesäße ver-lassen haben, zu Eiterkörpercheu umbilden, ein Befund, der durchVirchow noch vervollständigt wurde, indem dieser lehrte, daß auch