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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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IV. Physiologie.

Vorrichtungen gegeben sein, welche die Wärmeökonomie regulieren.Tschetschechin und Naunyn nehmen nuu ein von Ott in denvorderen Teil des ^li^lawus oxticus verlegtes Wärrnecentruman, welches auf den Verbrennungsprozeß im Körper hemmendwirkt und White fand im Ruolsus c^u^tus, wie in der grauenSubstanz des Lsxtura xsllueiäuin ein Centrum, das den Ver-brennungsprozeß erhöht. Die Thatsache , daß unter normalenUmständen ebensoviel Wärme abgegeben wird als der Körper erzeugt,nennt man Wärmebilanz. Wir haben zwei solcher Wärme-bilanzen, von denen die eine von Helmholtz, die andere vonDulong ausgerechnet wurde. Wie sehr sich der Mensch der Wärmeaccommodieren kann, zeigen die Versuche von Tillet, die noch dem18. Jahrhundert angehören. Er konstatierte, daß einzelne Indi-viduen in heißer Lust von 127° C. es acht Minuten aushaltenkonnten, wie auch starke Temperaturerniedrignngen gut vertragenwerden. Besonders Walther studierte den Abkühlungstod. Ertonnte Tiere, die bis auf L° C. abgekühlt worden waren (Howarthsogar von 5°C. an), wieder zum Leben bringen, wenn er diekünstliche Respiration einleitete. Analoge Verhältnisse ergiebt derWinterschlaf der Tiere, um dessen Erforschung sich Howarthwesentliche Verdienste erwarb. Ein Münchener Arzt (Billinger)kam auf den geistvollen Gedanken, zu untersuchen, wie sich Tiere,die durch den Winterschlaf abgekühlt sind, Verhalten, wenn manihnen pathogene Bakterien in die Blutbahn oder ins Unterhaut-zellgewebe bringt. Er fand, daß das Wachstum der Pilze starkverlangsamt war; leider wurden die interessanten Versuche nichtweiter fortgesetzt, die unter Umständen neue Thatsachen gebrachthätten.

Zu den Physikalischeu Kräften gehören auch die Endosmoseund die Diffusion. Unter Endosmose verstehen wir die That-sache, daß zwei Flüssigkeiten, die einer innigen Vermischung fähigsind, z. B. Salzlösung nnd Wasser, Alkohol und Wasser, ihreBestandteile miteinander austausche!?, auch wenn sie durch eineZwischenwand getrennt sind. Dieselbe muß aber porös sein. Sinddie beiden Flüssigkeiten in demselben Gefäß einfach übereinandergeschichtet, so tauschen sie gleichfalls ihre Bestandteile aus, man