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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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IV. Physiologie.

Müller); wo dieselben fehlen, also am Eintritts des Nervusoxtieus, welche Stelle man deshalb auch denblinden Fleck" heißt,ist keine Lichtempfindung. Daß wir diesen Ausfall in unseremBlickfelde nicht wahrnehmen, führt Eduard H. Weber auf einenpsychischen Akt zurück, vermittelst dessen wir den fehlenden Teilnach der Wahrscheinlichkeit unbewußt ausfüllen. Da man mit denZapfen schärfer sieht, wie mit deu Stäbchen, so ist das genauesteSehen mit dem Teile der Netzhaut möglich, die nur Zapfeu ent-hält, nämlich mit der ?oves, csickralis. Diejenige Stellung desAuges, bei der wir das Bild auf die?oveg. eeickrg.1is fallen lassen,heißen wir direktes Sehen, wobei eine gerade Linie von der Foveaznm Objekt gezogen werden kann, die sogenannte Sehachse. Fallendagegen die Sehstrahlen ans periphere Teile der Netzhaut, dannsprechen wir von indirektem Sehen. Das von Auber undFörster erfundene Perimeter setzt uns in die Lage, zu uutersucheu,wie groß der Umfang der lichtempfindlichen Teile der Netzhaut ist.Es ist diese Methode um so wichtiger, als in Krankheitszuständendas Sehfeld eingeschränkt wird (sowohl konzentrisch als excentrisch)und auch die verschiedenen Farben haben eine bestimmte Aus-dehnung, innerhalb deren sie empfunden werden. Wie empfindlichübrigens die Netzhaut ist, beweist die Thatsache, daß schon einelektrischer Funke in der Dauer von 0,0000008 Sekunden wahr-genommen wird. Nach längerem Sehen tritt eine Ermüdung ein,welche nach Aubert im Centrum rascher auftritt als an derPeripherie.

Was den berühmten Sehpurpur oder Netzhautpurpur be-trifft, so ist dieses ein den Anßengliedern der Stäbchen und Zapfenaufgelagerter Farbstoff (Voll), auf dem sich durch längere Be-leuchtung Bilder erzeugen lassen, die erst nach einiger Zeit wiederverschwinden, so daß der Vergleich mit einer photographischenPlatte nicht von der Hand gewiesen werden kann. Die weiterenSchlüsse, die von einzelnen gezogen wurden, daß der letzte Gesichts-eiudruck eines Ermordeten haften bleibt, also unter gewissen Um-ständen der Mörder aus dem Auge seines Opfers herausphvtographiertwerden kann, sind Utopieu; endlich ist noch zn erwähnen, daßEngelmann und Gradenigo gefunden haben, daß die Stäbchen