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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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IV. Physiologie.

Kohle rasch im Kreise herum, so hat man durch die Nachbilderdie Empfindung eines feurigen Kreises. Das Phänakistoskop vonPlateau und das Stroboskop von Stampfer benutzen die Nach-bilder in einer sinureichen Weise, um aus einer Reihe von Bildern,welche eine fortlaufende Bewegung schildern, dieselbe so zu zeigen,wie wenn sie sich wirklich vor den Augen des Zuschauers abspielte.

Das negative Nachbild zeigt die hellen Stellen des Objektesdunkel, die farbigen in der Kontrastfarbe und'erscheint dann, wenndie Einwirkung aus die Netzhaut eine intensivere war; man studiertdieselben am besten mit dem Nörrenberg sehen Apparat, der aufder Wirkung der Komplementärfarben beruht. Vintschgau hatberechnet, daß die Netzhaut nur ^/z Sekunde beleuchtet zu seinbraucht, um ein Nachbild zu erzielen.

Mit den schwierigen Fragen der Augenbewegnngen habensich besonders Helmholtz, Donders und Hering beschäftigt. AlleBewegungen drehen sich um den Drehpunkt, der ungefähr 11 minhinter der Hornhaut auf der Sehachse liegt. Rüte hat ein Modellkonstruiert, mit dem man die Augenbewegungen nachahmen kann(Ophthalmotrop). Da wir nur solche Gegenstände einfach sehen,deren Strahlen ans identische Stellen der Netzhaut fallen, und vonGegenständen, die das nicht thun, Doppelbilder erhalten, so müßteneigentlich diejenigen Menschen, welche von Geburt auf schielen,immer Doppelbilder haben. Daß dies nicht der Fall ist, erklärendie Forscher dadurch, daß bei Schielenden die identischen Punkteanders geordnet sind. Die änßerst schwierigen Verhältnisse desHoropters (Sehkreises) wurden von Helmholtz und Heringbehandelt, die sich auch mit der Stellung der Doppelbilder ein-gehend beschäftigten. Das körperliche Sehen kommt dadurch zustaude, daß wir mit den beiden Augen verschiedene Bilder ent-werfen; dafür fand Landois die Erklärung:Beim Sehen mitden beiden Augen verlegen Nur konstant den Ort der einfachenBildpunkte in der Richtung der Sehaxen dorthin, wo sich beideschneiden." Andererseits meint er aber auch, daß der Mensch un-willkürlich mit den Augen einen betrachteten Gegenstand abtastet,und aus diesem Jnnervationsgefühl der Muskeln das Körperlichekonstruiert.